1849 -
Münster
: Coppenrath
- Autor: Welter, Theodor Bernhard
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Gymnasium
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Gymnasium, Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Römische Antike
- Inhalt: Zeit: Antike
- Geschlecht (WdK): Jungen
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zen und sich zum Alleinherrscher aufwerfen, einen Schein von
Wahrheit gegeben. Allein Tiberius ließ sich auf der einmal ein-
geschlagenen Bahn, auf welche ihn nicht Ehrsucht, sondern
die Noth des Volkes gerufen hatte, durch nichts aufhalten; und
die gehässigen Anfeindungen seiner Gegner trieben ihn nur um
so rascher vorwärts. Es war gerade das Testament des Königs
Attalus von Pergamus zu Rom angekommen. Und sofort stellte
Tiberius den Gesetzantrag, daß die Schätze, welche der König
dem römischen Volke vermacht hatte, unter diejenigen Bürger ver-
theilt werden sollten, denen Ländereien angewiesen werden wür-
den, um ihnen die Mittel zum Ankäufe der nöthigen Ackerge-
räthschaften zu gewähren. Mit steigendem Schrecken sahen die
Vornehmen solchen Neuerungen zu und erwarteten mit Sehnsucht
das nahende Ende des Amtsjahres des Tiberius und hiermit
den völligen Umsturz seiner Neuerungen. Es waren noch keine
Ländereien zur Vertheilnng gekommen; außerordentlich waren die
Schwierigkeiten, auf welche die Commission bei der Ausführung
des Gesetzes stieß Schon die unumgängliche Vorarbeit, die Un-
tersuchung, was Gemeindeland, was Privatacker sei, hatte deren
im vollen Maße; denn durch den vieljährigen Besitz war aus
beiden ein einziges großes Ganze geworden: und von allen Sei-
ten erhoben sich Klagen und Beschwerden über Verletzung des
Eigenthums. Tiberius mußte fürchten, daß sein Gesetz wohl
nicht zur Ausführung kommen würde, wenn ihm nicht auch für
das folgende Jahr das Tribunat übertragen würde, und er suchte
deshalb durch glänzende Zusagen und Verheißungen sich der
Volksgunst zu vergewissern. Allein es war gegen alles Her-
kommen, das Tribunat zu verlängern, und feine Gegner boten
Alles auf, dieses zu hintertreiben.
Der Tag der neuen Wahl fiel gerade in die Erntezeit, in
welcher die Landbewohner, die zu jeder andern Zeit zu tausenden
zu fernem Schutze nach Rom geströmt sein würden, durch Arbeiten
auf den Feldern davon abgehalten wurden. Dennoch hatten
schon zwei Tribus den Tiberius von neuem gewählt, als die
Gegenpartei die Stimmen für ungesetzlich erklärte und von den
Tribunen verlangte, daß sie die Wahl hindern sollten. Der
Tribun Rubrius, welcher das Wahlgeschäft leitete., -war un-
schlüssig und wußte nicht, was er thun sollte ; und Mummius,,
Wetter, Geschichte der Römer. \a