1849 -
Münster
: Coppenrath
- Autor: Welter, Theodor Bernhard
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Gymnasium
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Gymnasium, Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Römische Antike
- Inhalt: Zeit: Antike
- Geschlecht (WdK): Jungen
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aufgewachsen. Er war überaus stark gebaut, von fürchterlichem
Ansehn, großer Tapferkeit und rauhen Sitten. Er kannte keine
Furcht, er scheuete keine Gefahr, an Beschwerden war er gewohnt,
gegen alle Lebensgenüsse gleichgültig. Nur Ehrgeiz war seine
Leidenschaft, und Nichts war ihm heilig, wenn es galt, diese zu
befriedigen D-
Durch sein Jugendleben auf die niederen Schichten des
Volkes hingewiesen und voll des Gefühls eigener Kraft und
Tüchtigkeit, verstand er es in Rom, sobald er begann, dem
Staate zu dienen, den Anmaßungen des Adels mit nicht gerin-
gerer Anmaßung zu begegnen. In diesen Parteikämpfen blieb
er fast immer Sieger, weil die Masse des Volkes, das in ihm
einen Verwandten und Vertreter erblickte, alle seine Plaue un-
terstützte. Als gemeiner Soldat hatte er unter Scipio in Spa-
nien gedient und bei der Eroberung von Numantia des Sie-
gers ehrendes Wort sich verdient: er werde in der Reihe der
großen Feldherrn Scipio's Nachfolger sein. Die Provinz Spa-
nien, die er verwaltete, nachdem er in Nom die Prätur be-
kleidet hatte, war durch ihn von Räubern gereinigt worden.
Er gewann sich die Achtung und wußte, stets ein Verächter des
Glückes und seiner Gaben, das eigene Verdienst doppelt geltend
zu machen. Der Krieg in Afrika gegen Jugurtha bot seiner
Thätigkeit den erwünschtesten Schauplatz und eröffnete ihm eine
größere Laufbahn. In diesen Krieg nahm der Consul Metellus
ihn als Legaten mit, und seine Tapferkeit, seine Standhaftigkeit
in Ertragung aller Beschwerden, worin er sich den gemeinsten
Soldaten gleichstellte, erwarben ihm ,eben so sehr die Achtung
des Feldherrn, als die Liebe des Heeres. Allein Marius war
undankbar genug, den Mann, der ihn aus der Dunkelheit auf
die Bahn des Ruhmes geführt hatte, zu verkleinern, um sich
durch seinen Sturz zu heben. Er wollte das Consulat nicht
länger in den Händen eines ahnenftolzen Adeligen sehen, der, wie
er öffentlich rügte, den leichten Krieg mit dem kleinen Numiden-
2) In der Charakteristik, die Sallust von ihm entwirft, heißt es
unter andern: Praeter vetustatem familiae, alia omnia abunde erant;
industria, probitas , militiae magna scientia, animus belli ingens , domi
modicus, lubidinis et divitiaruni victor, tantunnnodo gloriae avidus.
B. Jug. c. 63.