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1. Geschichte der Römer für Gymnasien und den Selbstunterricht - S. 235

1849 - Münster : Coppenrath
235 allein er nahm sie nicht. Alle sollten sehen, wie Rom seinen Retter und Wohlthäter belohnt habe, und glühend vor Rache zog er mit seiner Bande dahin. Auch der kühne Demokratenführer Sertorius war bereits mit seiner Schar vor Rom angekom- men, und die Stadt wurde von allen Seilen ans das engste ein- geschloffen. Sie war auf keine Belagerung gefaßt, und grenzen- los war die Verwirrung und Nathlofigkeit. Scharenweise stürz- ten die Sklaven aus den Thoren und verbanden sich mit den Feinden. Endlich, als auch Hungersnoth und Seuche ausbrach, faßte der Senat den Beschluß, mit Cinna wegen des Friedens zu unterhandeln und schickte deshalb Gesandte in sein Lager. Cinna empfing sie mit der Frage, ob sie zu ihm als einem Con- sul oder als Privatmann kämen; und als sie hierauf nicht zu antworten wußten, entließ er sie sogleich. Da legte Merula freiwillig sein Consulat nieder; und nun konnte der Senat den Cinna als Consul anerkennen und von neuem mit ihm unter- handeln. Dieser saß auf seinem curulischen Sessel, das Scepter in der Hand, umgeben von dem ganzen Glanze seiner consula- rischen Würde, als die zweite Gesandtschaft vor ihm erschien. Schweigend, aber verächtlich lächelnd stand Marius neben dem curulischen Sessel, als die Gesandten im Namen des Senats den Consul demüthigst baten, von der Stadt Besitz zu nehmen, aber Milde und Schonung walten zu lassen. Dieses versprach er und hielt seinen Einzug. Marius mit seiner Bande rückte nach, machte aber plötzlich vor dem Thore Halt und rief mit bitterem Hohne: „Verbannte dürfen nicht in die Stadt treten!" Da ver- sammelten die Tribunen schnell das Volk, um die Verbannung des Marius und der übrigen Geächteten aufzuheben. Aber kaum hatten einige Tribus gestimmt, da übermannte ihn die Wuth, und er brach auf. Zum Entsetzen war sein Einzug. Vor und hinter ihm gingen die wilden Rotten seiner Bardiäer; auf wen er zeigte, den hieben sie nieder. Auf dem Forum standen viele Senatoren, ihn zu empfangen; ein Wink, und sie wurden nieder- gehauen. Auch der Consul Octavius fand den Tod, und sein Kopf wurde neben den Köpfen der erschlagenen Senatoren vor der Rednerbühne aufgesteckt. In Verzweiflung gaben sich viele selbst den Tod, unter ihnen der Consular Merula. Dann ordnete Marius einzelne Banden seiner Bardiäer in die Häuser aller
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