1849 -
Münster
: Coppenrath
- Autor: Welter, Theodor Bernhard
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Gymnasium
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Gymnasium, Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Römische Antike
- Inhalt: Zeit: Antike
- Geschlecht (WdK): Jungen
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allein er nahm sie nicht. Alle sollten sehen, wie Rom seinen
Retter und Wohlthäter belohnt habe, und glühend vor Rache zog
er mit seiner Bande dahin. Auch der kühne Demokratenführer
Sertorius war bereits mit seiner Schar vor Rom angekom-
men, und die Stadt wurde von allen Seilen ans das engste ein-
geschloffen. Sie war auf keine Belagerung gefaßt, und grenzen-
los war die Verwirrung und Nathlofigkeit. Scharenweise stürz-
ten die Sklaven aus den Thoren und verbanden sich mit den
Feinden. Endlich, als auch Hungersnoth und Seuche ausbrach,
faßte der Senat den Beschluß, mit Cinna wegen des Friedens
zu unterhandeln und schickte deshalb Gesandte in sein Lager.
Cinna empfing sie mit der Frage, ob sie zu ihm als einem Con-
sul oder als Privatmann kämen; und als sie hierauf nicht zu
antworten wußten, entließ er sie sogleich. Da legte Merula
freiwillig sein Consulat nieder; und nun konnte der Senat den
Cinna als Consul anerkennen und von neuem mit ihm unter-
handeln. Dieser saß auf seinem curulischen Sessel, das Scepter
in der Hand, umgeben von dem ganzen Glanze seiner consula-
rischen Würde, als die zweite Gesandtschaft vor ihm erschien.
Schweigend, aber verächtlich lächelnd stand Marius neben dem
curulischen Sessel, als die Gesandten im Namen des Senats den
Consul demüthigst baten, von der Stadt Besitz zu nehmen, aber
Milde und Schonung walten zu lassen. Dieses versprach er und
hielt seinen Einzug. Marius mit seiner Bande rückte nach,
machte aber plötzlich vor dem Thore Halt und rief mit bitterem
Hohne: „Verbannte dürfen nicht in die Stadt treten!" Da ver-
sammelten die Tribunen schnell das Volk, um die Verbannung
des Marius und der übrigen Geächteten aufzuheben. Aber kaum
hatten einige Tribus gestimmt, da übermannte ihn die Wuth,
und er brach auf. Zum Entsetzen war sein Einzug. Vor und
hinter ihm gingen die wilden Rotten seiner Bardiäer; auf wen
er zeigte, den hieben sie nieder. Auf dem Forum standen viele
Senatoren, ihn zu empfangen; ein Wink, und sie wurden nieder-
gehauen. Auch der Consul Octavius fand den Tod, und sein
Kopf wurde neben den Köpfen der erschlagenen Senatoren vor
der Rednerbühne aufgesteckt. In Verzweiflung gaben sich viele
selbst den Tod, unter ihnen der Consular Merula. Dann ordnete
Marius einzelne Banden seiner Bardiäer in die Häuser aller