1849 -
Münster
: Coppenrath
- Autor: Welter, Theodor Bernhard
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Gymnasium
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Gymnasium, Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Römische Antike
- Inhalt: Zeit: Antike
- Geschlecht (WdK): Jungen
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gien das Recht, sich selbst zu ernennen, wiedergegeben wurde.
Die, Wiederherstellung des alten Brauches war wegen der viel-
fachen Wahlumtriebe sehr nützlich. Zugleich wurde die Zahl der
Pontifices und Augures auf fünfzehn vermehrt. 5. Die lex de
provineiis ordinandis beschränkte die oft mißbrauchte Gewalt der
Statthalter, welche fortan ohne Erlaubniß des Senats die Gren-
zen ihrer Provinz nicht überschreiten, Krieg anfangen oder Ge-
fangene verkaufen durften. 6. Die leges de quaestionibus per-
petuis, wodurch frühere Criminalgesetze bei den feststehenden Ge-
richten-^) wiederholt und geschärft, oder neue Strafgesetze gegen
aufgekommene Verbrechen festgesetzt wurden; so gegen Meuchel-
mord, Giftmischerei, Brandstiftung, Falschmünzerei, Testaments-
verfälschungen.
Dura, diese und andere Maßregeln schien ihm der Staat
hinlänglich geordnet und gesichert zu sein; und nun, im Anfänge
des Jahres 79, erklärte er plötzlich von der Rednerbühne herab
dem versammelten Volke mit feierlicher Stimme, daß er seine
Dictatur niederlege. Die ganze Versammlung war voll Erstau-
nen! Zugleich erbot er sich, Jedem, der es verlange, von seinen
Handlungen Rechenschaft abzulegen. Natürlich verlangte diese
Keiner. Denn- wer wollte Ankläger, wer Richter sein, dem
fürchterlichen Manne gegenüber, der noch immer mit einem
Winke Hunderttausende unter die Waffen rufen konnte! Er
dankte seine Wache ab, entließ die Steteren und ging als ein-
facher Bürger nach Hause. Ein junger Mensch ging hinter ihm
her und stieß Schmähungen gegen ihn aus. Gegen diesen wandte
er sich um, mit den Worten: „Du wirst die Ursache sein, daß
nach mir nie ein Äictator seine Macht niederlegen wird." —
Er zog sich nunmehr nach Cumä in die ländliche Einsamkeit zu-
rück und widmete den Abend seines Lebens den Wissenschaften
und dem sinnlichen Vergnügen. Er litt an einer langen, eckel-
haften Krankheit* 4), an welcher er im sechzigsten Lebensjahre
starb. Sein Tod (78) wurde durch ein prunkvolles Leicheube-
gängniß und durch die stolze, von ihm selbst entworfene Grab-
schrift verherrlicht: „Niemand hat den Freunden mehr genutzt
und den Feinden mehr geschadet, als Sulla."
•H) Siehe Seite 203.
4) Nach Plutarch litt er an der Phthiriasis ober Läusesucht.
Ig*