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1. Geschichte der Römer für Gymnasien und den Selbstunterricht - S. 318

1849 - Münster : Coppenrath
318 Nachfolger. Die Kinder des Sejanus, alle Anverwandte und Freunde desselben wurden aufgesucht und erlitten ein gleiches Schicksal. Ganz Rom war voll Schrecken und Trauer. Er herrschte hierauf noch sechs Jahre und wurde immer grausamer und blutdürstiger, bis endlich der neue Oberbefehlshaber der Garde, Macro, die Welt von diesem Nichtswürdigen befreiete. Er ließ, heißt es, den alten krank darniederliegenden Kaiser mit aufgedrückten Kissen ersticken. Dreiundzwanzig Jahre-lang hatte Rom die Geißel einer schrecklichen Tyrannei gefühlt. Jede Spur einer republikanischen Verfassungsform wurde unter Tiberius vertilgt. Er berief das Volk nicht mehr zusammen, ernannte alle Staatsbeamte nach Willkür und gebrauchte den Senat fast nur, um die von ihm Angeklagten richten zu lassen. Dagegen wurde das Amt des Befehlshabers der Garde unter ihm schon wichtig. Während der Negierung des Tiberius wurde noch einmal versucht, Deutschland zu unterjochen, und Germanicus unter- nahm innerhalb der Jahre 14 bis 16 drei Feldzüge gegen das- selbe. Auf dem ersten fiel er verwüstend in das Gebiet der Marser ein, rückte dann in die Markung der Catten und Che- rusker ein und nahm Hermann's Gemahlin, Thusnelda, gefan- gen. Auf seinem zweiten Zuge gegen die Bructerer und Che- rusker, welche gegen ihn aufstanden, kam er siegreich wieder bis zur Wahlstatt des Varus. In düsterm Schweigen zog das Heer nach dieser Stelle schaudervoller Erinnerung. Schon aus der Ferne leuchteten die von Wind und Wetter gebleichten Gebeine der Erschlagenen. Nackte Schädel stierten von den Baumstäm- men herab. Noch standen die Altäre, auf welchen die Haupt- leute der Römer geblutet. Germanicus ließ im sechsten Jahre nach dem Unglückstage die Gebeine beerdigen und ein Todtenmal errichten. Dann zog er racheschnaubend tiefer in das Land hin- ein. Da aber kam Hermann abermals mit Sturmeseile aus den Wäldern herangefiogen, und mit dem Rufe: „Ein zweiter Varus und seine Legionen!" warf er sich mit Löwengrimm auf den erschrockenen Feind. Bald wurden dessen Reihen durchbro- chen, und nun eilte Alles voll Entsetzen nach dem Rhein zurück und ruhete nicht eher, als bis der Strom mit seinen gewaltigen Fluthen vor den nachsetzenden Deutschen schützte. Ungebeugt
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