1849 -
Münster
: Coppenrath
- Autor: Welter, Theodor Bernhard
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Gymnasium
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Gymnasium, Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Römische Antike
- Inhalt: Zeit: Antike
- Geschlecht (WdK): Jungen
320
auch, vermittels Maschinen, dem Jupiter im Donnern nach, baute
sich Tempel, ließ seine Statuen als Götter zur Verehrung in
denselben niedersetzen und war sein eigener Priester. Er wollte
sogar sein Pferd „Jncitatus", das er oft mit sich zur Tafel
führte, zum Cónsul ernennen. Zweimal wollte, er den Ruhm
haben, das Meer zu besiegen; das erste Mal, als er von Bajä
nach Puzzuoli eine mehr als vier Meilen lange Brücke schlagen
ließ; das zweite Mal, als er vom Ufer aus den Ocean zur
Schlacht herausforderte, und dann, nach seiner Wiederankunft
zu Rom, über denselben, mit Muscheln und Conchplien beladen,
triumphirte. Mit einer so unerhörten Tollheit verband er eine
eben so unerhörte Grausamkeit. Er begnügte sich nicht mehr mit
bloßer Hinrichtung, sondern ersann die ausgesuchtesten Martern.
Aus Mordlust wünschte er sogar, daß das ganze römische Volk
nur Einen Nacken haben mögte, um es mit Einem Hiebe ver-
nichten zu können. Kurz, der aberwitzige Wütherich verhöhnte
so lange Recht, Gesetz, Menschengefühl und Vernunft, bis zwei
Tribunen der Leibwache ihn erschlugen.
Da von dem ermordeten Kaiser kein Sohn vorhanden und
auch kein Nachfolger von ihm bestimmt worden war, so beabsich-
tigten der Senat und die Consuln, die Republik wieder herzu-
stellen. Allein die Garde verlangte einen Imperator, und
das Volk, längst an ein Oberhaupt gewöhnt, rief den Oheim
des Caligula, den Tiber ins Claudius zum Kaiser aus.
Claudius, ein alter schwacher Mann, der bisher in aller Stille
und ohne alle Ansprüche im Palaste bloß den Wissenschaften ge-
lebt hatte, gerieth bei dem Tumulte, den die Ermordung des
Caligula veranlaßt, in eine solche Angst, daß er sich versteckte,
und als einer von der Leibwache ihn fand, flehentlich um fein
Leben bat. Der Soldat aber führte den Bestürzten draußen in's
Lager, wo die Garde ihn als einen Nachkommen des Augustus
sogleich als Kaiser anerkannte, nachdem er ihr ein bedeutendes
Geschenk versprochen hatte. Das war das erste Mal, daß die
Truppen Rom einen Herrn gaben. Der Senat mußte dem ver-
einten Willen des Volkes und der Truppen nachgeben.
3. Claudius (41—54). — Dieser war fünfzig Jahre
alt, als er zum Throne gelangte, und schien von Natur aus be-
stimmt zu sein, regiert zu werden, nicht Andere zu regieren;