1849 -
Münster
: Coppenrath
- Autor: Welter, Theodor Bernhard
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Gymnasium
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Gymnasium, Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Römische Antike
- Inhalt: Zeit: Antike
- Geschlecht (WdK): Jungen
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4. N ero (54—68). — Wie sein Vorgänger, so wurde
auch er von den Prätorianern, die durch die Verheißung einer-
gleichen Belohnung gewonnen waren, zum Kaiser ausgerufen.
Als Jüngling von siebenzehn Jahren trat er die Herrschaft an
und regierte die fünf ersten Jahre hindurch unter der Leitung
des biedern Befehlshabers der Garde, Burrus, und des be-
rühmten Philosophen Seneca, zum Segen des Volkes, das
sich von den Gräueln der früheren Regierung erholte. Bald
aber zeigte sich der bisher zurückgehaltene Hang zur Wollust
und Grausamkeit, und seine ganze fernere Negierung überbot
fast die des Caligula an Gräuelthaten jeder Art. Er, oer einst
bei der Unterzeichnung eines Todesurtheiles wünschte, nicht
schreiben zu können, ließ seinen Halbbruder, den edlen Britta-
nicus, in welchem er einen Nebenbuhler fürchtete, vergiften.
Auf Anstiften einer berüchtigten Buhlerin, Poppäa Sabina, ließ
er seine eigene Mutter und seine rechtmäßige Gattin Octavia
ermorden und erhob jene Buhlerin als seine Gattin auf den
Thron. Als nach dem Tode des Burrus, der wahrscheinlich
auf Nero's Betrieb vergiftet worden war, der schändliche Tigel-
linus dessen Stelle einnahm, zog sich auch Seneca vom Hofe
zurück, und seitdem überließ sich der junge Wüstling ohne Rück-
halt allen Ausschweifungen und Thorheiten. In frevelhaftem
Übermuth ließ er einen großen Theil der Stadt Rom nieder-
brennen, um durch schöner» Ausbau seinen Namen zu verherr-
lichen. Sechs Tage und sieben Nächte dauerte der Brand. Als
das Feuer am verderblichsten wüthete, sah man den Kaiser auf
der Zinne seines Palastes im prunkenden Gewände eines Sai-
tenspielers, der zum Klange der Leier die Einäscherung Troja's
besang. Sobald er aber merkte, daß das Volk hierüber aufge-
bracht war und ihn für den Brandstifter hielt, wälzte er die
Schuld von sich auf die damals verhaßten und verachteten Chri-
sten, die noch für eine jüdische Secte gehalten wurden. Ihre
Martern waren ihm nun ein eben so angenehmes Schauspiel,
wie vorher der Brand der Stadt. 2 3) Der verschönerte Aufbau
2) Ergo abolendo rumori Nero subdidit reos et quaesitissimis poe-
nis affecit, quos per flagitia invisos vulgus Christianos appellabat.
Auctor nominis ejus Christus, qui, Tiberio imperiante, per procura-
torem Pontium Pilatum supplicio affectus erat. Tac. Ann. Xvi. 35.