1849 -
Münster
: Coppenrath
- Autor: Welter, Theodor Bernhard
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Gymnasium
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Gymnasium, Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Römische Antike
- Inhalt: Zeit: Antike
- Geschlecht (WdK): Jungen
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ríate übertragen hatte, wurde bei der Thronbesteigung gar nicht
befragt.
Sulpicius Galba (Juni 68 — Jan. 69) trat trotz sei-
nes Alters von 73 Jahren kräftig gegen die Garde auf, um
ihren Übermuth und ihre Anmaßungen zu zügeln, brachte aber
hierdurch diese einflußreiche Kriegesschar, die Hauptstütze der
Kaisermacht, gegen sich auf. Auch das Volk, dem er die er-
warteten und früher gespendeten Geschenke nicht geben wollte,
haßte ihn wegen seiner Kargheit und Strenge. Und als er nun
gar auch den Statthalter von Lusitanien, Nero's früher« Lieb-
ling, Otho, der sich zuerst für ihn erklärt hatte, dadurch belei-
digte, daß er nicht ihn, der sicher auf die Thronfolge hoffte,
sondern den edlen Piso adoptirte und diesen zum Nachfolger und
Mitregenten ernannte, da brach über ihn das Verderben aus.
Aus Rache wiegelte Otho durch Geld und Versprechungen die
Garde auf, die auch ohne Bedenken ihn zum Kaiser ausrief
und den Galba nebst Piso ermordete. Bevor aber der Ge-
wählte die Herrschaft angetreten hatte, war schon von den Le-
gionen am Rhein, welche so gut wie die Garde das Recht zu
haben glaubte, den Thron zu besetzen, ihr Feldherr Vitellius
zum Kaiser ausgerufen worden. Nun kam es zum Kriege zwi-
schen den beiden Nebenbuhlern; Jeder betrachtete das Reich als
seine Beute. Vitellius schickte auf verschiedenen Wegen seine
Legaten nach Italien voran, und es kam bei Bedriacum
(zwischen Mantua und Cremona) zu einer Schlacht, in welcher
das Heer des Otho geschlagen wurde. Durch diese Niederlage
erschüttert, nahm sich Otho selbst das Leben, — ein Ende, wel-
ches von einem so verweichlichten Manne Niemand erwartet
hätte. Nur drei Monate hatte er regiert. Jetzt war Vitellius
der alleinige Kaiser, aber auch seine Regierung war nur von
kurzer Dauer (April bis December 69). Er war ein roher
Schlemmer von gemeiner Denkart, der die kurze Zeit seiner Re-
gierung zu den schwelgerischesten Mahlzeiten und gewaltsamsten
Gelderpressungen benutzte, so daß von ihm wohl die Reichthümer
des ganzen Kaiserreiches verschlungen worden wären, wenn er
länger regiert hätte. Gegen diesen Nichtswürdigen riefen nun
die syrischen und ägyptischen Legionen ihren braven Feldherrn,
den T. Flavins Vespasianus, der mit drei Legionen den Krieg