1826 -
München
: Lentner
- Hrsg.: Wiedemann, Georg Friedrich
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Katholische Schule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
Da nun Johann den König Carl Iv. von Frankreich aus
den deutschen Thron zu erheben beabsichtete: so beschloß
Ludwig, sich mit dem Hause Oesterreich auszusöhnen. Er
ging deßhalb zu dem gefangenen Friedrich auf dietraus-
nitz, und bot ihm Entlassung aus dem Gefängnisse an,
wenn er der Königökrone entsagen, und seine Brüder da-
hin bringen wollte, daß sie sich ihm willig unterwürfen,
und ihm wider seine Feinde beystünden; wenn er aber die-
se Bedingungen nicht erfüllen könnte, so sollte er wieder
in die Gefangenschaft zurückkehren. Friedrich ging den
Vertrag ein, und wurde ftey (1z. März 1325). Aber
der dritthülbjährige Kummer hatte ihn so entstellt, daß
er, der vorher den Bevnamen „der Schöne" von seiner
einnehmenden Gestalt erhalten hatte; jetzt kaum von den
Seinigen wieder erkannt wurde; und seine Gemahlin»,
Elisabeth von Arragonien, hatte sich um ihn, im wörtli-
chen Verstände, blind geweint. Er erließ nun sogleich
die Bekanntmachung wegen seiner Abdankung im Reiche,
und ermahnte Alle, Ludwig als ihrem alleinigen Könige
zu gehorchen. Allein wenige kehrten sich daran, am we-
nigsten seine eigenen Brüder, und Friedrich sah die Un-
möglichkeit vor Augen, seinen Vertrag gar«; in Erfüllung
zu bringen. Mancher hätte sich mit dieser Unmöglichkeit
Hey sich selbst und andern entschuldiget; über Friedrich,
treu seinem .Worte, ging nach München zurück, und stell-
te sich freywillig in die Gefangenschaft. Diese Treue
rührte seinen bisherigen Gegner so sehr, daß er ihn mit
offnen Armen aufnahm, ihn als seinen besten Freund hielt,
mit ihm an Einem Tische aß und in Einem Bette schlief.
Und dann theilten sie die Oberherrschaft in Deutschland
so mit einander, daß sie sich unverbrüchliche Treue schwu-
ren, einer den andern Bruder nannte, beyde den Namen
eines deutschen Königs führten, beyde gleichen Theil an
der Regierung des Reiches hatten, und in der Vorsetzung
des einen oder des andern Namens bey Urkunden von
Tag zu Tag wechselten. Der Papst Johann, der die
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