1835 -
Berlin
: Trautwein
- Autor: Schmidt, Ernst Alexander
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Gymnasium
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Gymnasium, Höhere Lehranstalt, Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
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Dritte Periode. 1096 —1273.
Ein Kreuzzug gegen die Albigenser im südlichen Frank-
reich, welche, unter dem Schutze mehrerer Herrn des Landes,
namentlich des Vizgrafen von Veziers, Carcassonne und Albi, und
auch des Grafen Raimund's Vi. von Toulouse, bei fleißigem Le-
sen der Bibel meistens nur Reinigung der Kirchcnlehre von mensch-
lichen Satzungen erstrebten und die Herrschaft der Geistlichkeit
verwarfen, wurde von Innocenz Iti. 1208 geboten und mit schau-
derhafter Grausamkeit — bis 1218 unter der Leitung Simon s
von Montfort — bis 1229 geführt (S. §. 6.). Die Inquisi-
tion (ein blutiges Glaubensgericht zur Aufsuchung und Bestrafung
der Ketzer) wurde von demselben Pabste 1215 begründet, und
eine neue Stühe des Pabstthums wurden die Bettelorven *)
(die Dominicaner oder Predigermönche, gestiftet vom Spanier
Dominicus und vom Pabste 1216 bestätigt, und die Franciscaner
oder Minoritcn, gestiftet von Franz von Assist und 1223 bestätigt),
welche bei strengster Lebensweise von mildthätigen Gaben lebten,
Bekehrung und Verfolgung der Ketzer sich zum Hauptzwecke setz-
ten und vom Pabste, welchem sie unbedingt Gehorsam leisteten,
große Vorrechte erhielten.
§. 4. Deutschland und Italien 1190—1273 und der
fünfte Kreuzzug").
Heinrich Vi***) (1190—1197) erlangte den Besitz des
normannischen Reiches erst 1194 nach dem Tode des Grafen
Tankred's von Lecce, eines unächten Sprößlings des einheimi-
schen Königshauses, welchen Abneigung gegen deutsche Herrschaft
zum Könige erhoben hatte, und er benutzte eine (vielleicht nur
angebliche) Verschwörung gegen ihn, um die ihm abgeneigten geist-
lichen und weltlichen Großen schmachvoll hinrichten zu lassen; seine
Absicht, die Kaiserwürde in seiner Familie gegen Anerkennung
der Erblichkeit aller Lehen erblich zu machen, wurde durch den
Widerspruch mehrerer Fürsten und seinen frühen Tod vereitelt.
Während sein dreijähriger Sohn Friedrich ihm in seinen Erblän-
dern, bald unter der Vormundschaft Innocenz 111., folgte, wähl-
ten die Anhänger seines Hauses in Deutschland seinen Bruder,
Herzog Philipp von Schwaben, die Gegenpartei Otto Iv.,
zweiten Sohn des 1195 gestorbenen Heinrichs des Löwen, zu
Königen. Jener war trotz der Befeindung durch den Pabst all-
*) v. Raumer Iii, 519—627. **) Wirken Vi. ***) v. Rau-
me r Iii. 3 — 73.