1835 -
Hannover
: Hahn
- Autor: Beck, Joseph
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Unterrichtsanstalt
- Geschlecht (WdK): Jungen
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den Hauptkirchen Roms, den sogenannten Kardinälen, übertra-
gen werden. Denn unklar waren die Begriffe der damaligen Zeit,
welche Geistliches und Weltliches nicht unterschied: der Papst, so
hieß es, stehe als Statthalter Christi über jeder weltlichen Macht; diese
sei vielmehr seiner Gerichtsbarkeit unterworfen. Wie zwei irdische
Lichter die Welt erleuchten, Sonne und Mond, so leuchten auch
Papst und Kaiser der Christenheit; wie aber der Mond sein Licht
nur von der Sonne habe, so sei auch der Papst die Sonne, die ihr
Licht von Gott habe.
Von solchen Ansichten ausgehend, lud Gregor auf die Klagen
der Sachsen den Kaiser zur Verantwortung nach Rom. Dieser aber,
erbittert über solche Anmaßung, ließ den Papst durch ihm ergebene
Bischöfe zu Worms seiner Würde entsetzen, und fuhr fort, Kirchen-
ämter willkürlich zu verleihen. Jetzt sprach der Papst den Kirchen-
dann über Heinrich aus, so daß Niemand mehr ihm gehorchen.
Niemand mit ihm in Gemeinschaft leben solle, worauf die gegen ihn
meist feindlich gesinnten teutschen Reichsstände erklärten, daß, wenn
der Kaiser binnen Jahresfrist sich nicht vom Banne löse, sie einen
andern wählen würden. Heinrich, von Allen verlassen, zog, nur von
wenigen Getreuen begleitet, mitten im Winter 1077 über die Alpen
nach Italien, und erhielt, nachdem er drei Tage im Schloßhofe zu
Canossa im Bußgewande geharrt, endlich die Lossprechung vom
Kirchenbanne, jedoch unter der Bedingung, daß er bis zur Entschei-
dung seiner Sache auf einem Reichstage zu Augsburg der Regie-
rung sich enthalte. Aber diese Härte erwarb dem Kaiser neue Freunde
in Italien, wie auch an den treuen Bürgern der teutschen Städte.
Als darum die mißvergnügten Großen auf einer Versammlung zu
Forchheim ihn entsetzten und den Herzog Rudolf von Schwa-
den zum Kaiser erwählten, auch der Papst auf's neue ihn bannte,
da^ griff Heinrich zum Schwerte; denn auf seiner Seite waren die
Bürger der Städte, viele Bischöfe und der niedere Adel. So ent-
stand ein schrecklicher Bürgerkrieg mit allen Gräueln der entfesselten
Leidenschaft.
Gregor mußte aus Rom zu. den Normannen in Unteritalien
entfliehn und starb zu Salerno (1085) mit den Worten: »Ich liebte
die Gerechtigkeit und haßte die Gottlosigkeit, darum sterbe ich in der
Verbannung.« Auch in Teutfchland schien Heinrich die Oberhand
zu erhalten, als Rudolf an einer Wunde starb, die er in der Schlacht
bei Grona an der Elster erhielt (1080) und der neue Gegenkaiser,
der Graf Hermann von Luxemburg bald wieder entsagte. Aber
die Mißvergnügten reizten nun seinen eigenen Sohn Heinrich, der
zu seinem Nachfolger erwählt worden war, gegen ihn auf. Der
unnatürliche Sohn entwaffnete durch List den getäuschten Vater und
zwang ihn zur Herausgabe der Reichsinsignien und zur Entsagung
der Regierung. Dies brach das Herz des unglücklichen Kaisers; er
starb vor Gram 7. August 1106. Aber die gebannte Leiche mußte