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1. Lehrbuch der allgemeinen Geschichte für die unteren und mittleren Klassen höherer Unterrichtsanstalten - S. 89

1835 - Hannover : Hahn
89 den Hauptkirchen Roms, den sogenannten Kardinälen, übertra- gen werden. Denn unklar waren die Begriffe der damaligen Zeit, welche Geistliches und Weltliches nicht unterschied: der Papst, so hieß es, stehe als Statthalter Christi über jeder weltlichen Macht; diese sei vielmehr seiner Gerichtsbarkeit unterworfen. Wie zwei irdische Lichter die Welt erleuchten, Sonne und Mond, so leuchten auch Papst und Kaiser der Christenheit; wie aber der Mond sein Licht nur von der Sonne habe, so sei auch der Papst die Sonne, die ihr Licht von Gott habe. Von solchen Ansichten ausgehend, lud Gregor auf die Klagen der Sachsen den Kaiser zur Verantwortung nach Rom. Dieser aber, erbittert über solche Anmaßung, ließ den Papst durch ihm ergebene Bischöfe zu Worms seiner Würde entsetzen, und fuhr fort, Kirchen- ämter willkürlich zu verleihen. Jetzt sprach der Papst den Kirchen- dann über Heinrich aus, so daß Niemand mehr ihm gehorchen. Niemand mit ihm in Gemeinschaft leben solle, worauf die gegen ihn meist feindlich gesinnten teutschen Reichsstände erklärten, daß, wenn der Kaiser binnen Jahresfrist sich nicht vom Banne löse, sie einen andern wählen würden. Heinrich, von Allen verlassen, zog, nur von wenigen Getreuen begleitet, mitten im Winter 1077 über die Alpen nach Italien, und erhielt, nachdem er drei Tage im Schloßhofe zu Canossa im Bußgewande geharrt, endlich die Lossprechung vom Kirchenbanne, jedoch unter der Bedingung, daß er bis zur Entschei- dung seiner Sache auf einem Reichstage zu Augsburg der Regie- rung sich enthalte. Aber diese Härte erwarb dem Kaiser neue Freunde in Italien, wie auch an den treuen Bürgern der teutschen Städte. Als darum die mißvergnügten Großen auf einer Versammlung zu Forchheim ihn entsetzten und den Herzog Rudolf von Schwa- den zum Kaiser erwählten, auch der Papst auf's neue ihn bannte, da^ griff Heinrich zum Schwerte; denn auf seiner Seite waren die Bürger der Städte, viele Bischöfe und der niedere Adel. So ent- stand ein schrecklicher Bürgerkrieg mit allen Gräueln der entfesselten Leidenschaft. Gregor mußte aus Rom zu. den Normannen in Unteritalien entfliehn und starb zu Salerno (1085) mit den Worten: »Ich liebte die Gerechtigkeit und haßte die Gottlosigkeit, darum sterbe ich in der Verbannung.« Auch in Teutfchland schien Heinrich die Oberhand zu erhalten, als Rudolf an einer Wunde starb, die er in der Schlacht bei Grona an der Elster erhielt (1080) und der neue Gegenkaiser, der Graf Hermann von Luxemburg bald wieder entsagte. Aber die Mißvergnügten reizten nun seinen eigenen Sohn Heinrich, der zu seinem Nachfolger erwählt worden war, gegen ihn auf. Der unnatürliche Sohn entwaffnete durch List den getäuschten Vater und zwang ihn zur Herausgabe der Reichsinsignien und zur Entsagung der Regierung. Dies brach das Herz des unglücklichen Kaisers; er starb vor Gram 7. August 1106. Aber die gebannte Leiche mußte
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