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1. Geschichte der neueren und neuesten Zeit - S. 46

1840 - Münster : Coppenrath
\ 46 ken tummelte er sein stolzes andalusifches Streitroß, mit der Rechten schwang er die Lanze, und die eben durchbrechende Sonne »spiegelte sich an seinem vergoldeten Helme und Panzer. Es war Sonntag und der Kurfürst wohnte eben dem Got- tesdienste bei, als man ihm plötzlich die Ankunft des Feindes ver- kündigte. Anfangs wollte er nicht glauben, was man ihm berich- tete; als er aber nicht langer zweifeln konnte, ordnete er einen eiligen Rückzug nach Wittenberg an. Aber es war schon zu spat. Sein Heer wurde auf der lochauer Heide eingeholt und zum Treffen gezwungen. Mit dem wilden Kriegesgeschrei, His- pania! Hispa nia! warf sich die spanische Reiterei auf die säch- sische und schlug sie in die Flucht. Bald waren auch die Scha- ren des Fußvolkes durchbrochen, und das ganze sächsische Heer ló- sete sich in wilde Flucht auf. Der Kurfürst suchte auf raschem Pferde zu entkommen, wurde aber von einem Schwarm leichter Reiter eingeholt. Er vertheidigte sich wie ein Verzweifelnder, erhielt aber einen starken Hieb in die linke Wange und mußte sich ergeben. Gefangen ward er vor den Kaiser geführt. Als ihn der Kurfürst mit den Worten: „allergnadigster Kaiser" anre- dete, erwiederte er: „So! bin ich nun Euer allergnadigster Kai- ser?" und auf die Bitte um fürstlichen Gewahrsam: „Ihr sollet gehalten werden, wie Ihr es verdienet." Kaum konnte der un- glückliche Fürst durch die Unterschreibung der härtesten Bedingun- gen sein Leben retten. Er mußte der Kurwürde und dem Be- sitze der kurfürstlichen Länder entsagen und in der Gefangenschaft bleiben, so lange es dem Kaiser gefallen würde. Für die Söhne des Abgesetzten wurden fünfzig tausend Gulden jährlicher Einkünfte festgesetzt. Die Kurwürde nebst den kurfürstlichen Landern verlieh der Kaiser, als bedungenen Preis des Beistandes, an Moritz von Sachsen, den Stifter des noch heute regierenden Hauses. Mit Ergebung unterwarf sich Johann Friedrich seinem traurigen Schick- sale, das ihm der Kaiser jedoch auf alle Art zu mildern suchte, denn er behandelte ihn fortan mehr wie einen theueren Gast, als wie einen Gefangenen. Überhaupt zeigte sich der Kaiser in Sach- sen höchst edelmüthig. Als die Kurfürstin mit ihren Kindern vor
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