1840 -
Münster
: Coppenrath
- Autor: Welter, Theodor Bernhard
- Auflagennummer (WdK): 4
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Höhere Bürgerschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Gymnasium, Höhere Bürgerschule
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
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auch der Segen ist, den dieses berühmte Concilium auf alle Zeiten
für die katholische Kirche hat; in Beziehung aus die Protestanten
erreichte es jedoch, wie auch vorauszusehen war, den erwünsch-
ten Zweck nicht, sondern machte die Spaltung nur noch größer;
denn eben die Lehren der katholischen Kirche, welche die Protestan-
ten angefochten hatten, mußte das Concilium in ihrem ganzen
Umfange bestätigen.
So war nun alle Hoffnung zur Wiedervereinigung erloschen;
eine dumpse Währung herrschte fortan unter beiden Parteien, mit
ängstlicher Besorgniß beobachtete die eine die andere, und so groß
war das Mißtrauen, daß, wie ein Zeitgenosse sich ausdrückt, jedes
rauschende Blatt Anlaß zum Verdachte gab. Immer dunkeler
und dunkeler zog sich der Himmel über Deutschland zusammen
und drohete eine furchtbare Entladung.
Gerade in dieser bedenklichen Zeit war der Zustand der Pro-
testanten höchst traurig; denn immer größer wurde unter ihnen
der Zwiespalt und die Parteiung. Zunächst gab es Lutheraner
und Reformirte, die sich auf das bitterste haßten und verfolgten.
Dann zerfielen die Lutheraner selbst wieder in zwei Parteien; die
gemäßigtere folgte den Grundsätzen des Melanchthon, wahrend
die strengere sich genau an Luther's Wort hielt, als ob seine
Schriftauslegung die einzig wahre und deßhalb die Richtschnur
des Glaubens für alle Zeiten hatte sein können. Beide Parteien
verfolgten sich lieblos unter einander und gaben so den Katholiken
die Waffen gegen sich selbst in die Hand. Darum hatte der
Kaiser Ferdinand wohl recht, wenn er in seinem Testamente, in
welchem er seine Söhne auf das dringendste ermahnte, fest, be-
ständig und beharrlich zu bleiben bei der wahren, alten, christlichen
Religion, wie seine Vorsahren, von den Protestanten damaliger
Zeit sagte: „Da sie gar nicht einig, noch einhellig seien, sondern
vielmehr uneinig und getrennt, wie es recht und gut sein könne,
was sie glauben? Es könne nicht viel, sondern nur Einen Glau-
den geben. Weil sie nun selber nicht laugnen mögen, daß sie
viel Glauben haben, so könne der Gott der Wahrheit nicht bei
ihnen sein." — Eben das war auch der Grund, daß an vielen