1840 -
Münster
: Coppenrath
- Autor: Welter, Theodor Bernhard
- Auflagennummer (WdK): 4
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Höhere Bürgerschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Gymnasium, Höhere Bürgerschule
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
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als diejenigen waren, welche ihn nach und nach zu beherrschen
ansingen, hatte er vielleicht ein Wohlthater Deuschlands werden
können. Aber die gegenwärtigen Zeiten forderten einen Herrscher,
der mit ungetheilter Kraft eine weise Mäßigung und seltene Klug-
heit verband, um an den unzähligen und gefahrvollen Klippen des
stürmisch bewegten Zeitalters ohne Verletzung vorüberzuscgcln.
Unter Rudolfs Regierung wurden die kaum beruhigten Gemüther
wieder aufgeregt, und es zeigte sich schon hier und dort am deut-
schen Himmel ein Wetterleuchten, welches die furchtbare Nahe des
schweren Gewitters verkündete.
Die gegenseitige Erbitterung der beiden Parteien war so groß,
daß die Protestanten selbst das Unschuldigste, sobald cs von den
Katholiken, zumal vom Papste, ausging, als etwas Gefährliches
anfeindeten und verwarfen. Dieses zeigten sie recht auffallend
durch die Weigerung, den vom Papste Gregor Xiii. im Jahre
1582 verbesserten Kalender anzunehmen. Bisher hatte man den
Julianischen gebraucht, den Julius Casar 46 v. Ehr. einge-
führt hatte, wodurch dem Jahre von 365 Tagen alle 4 Jahre
ein Tag beigeseht wurde. Das Jahr mit diesem eingeschalteten
Tage wurde Schaltjahr genannt. Indessen war das Jahr
um 11 Minuten und 15 Sekunden zu groß gesetzt, und dieser
Unterschied betrug im Jahre 1582 schon 10 Tage. Gregor warf
demnach vom 5. Octobcr an 10 Tage hinaus und bestimmte,
daß jedes hundertste Jahr ein gemeines, das vierte hundertste aber
wieder ein Schaltjahr sein sollte. Kaiser Rudolf ließ diesen neuen
gregorianischen Kalender auf dem Reichstage zu Augsburg
1582 den Standen überreichen, mit dem Anträge, denselben ein-
zuführen. Die Katholiken waren damit zufrieden, die Protestan-
ten aber weigerten sich hartnäckig. So entstand allenthalben
Verwirrung in der Zeitrechnung, was die Protestanten einsahen
und endlich im Jahre 1700 den verbesserten Kalender annahmen.
England folgte erst 1752, und Schweden 1753. Rußland blieb
beim alten.
Aber auch bedenkliche Vorfälle und aufrührerische Bewegun-
gen ereigneten sich schon in mehren Theilen des Reiches. In