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1840 -
Münster
: Coppenrath
- Autor: Welter, Theodor Bernhard
- Auflagennummer (WdK): 4
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Höhere Bürgerschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Gymnasium, Höhere Bürgerschule
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
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seien diese zu keinem andern Zwecke da, als durch Schweiß zu
erringen, was jene muthwillig vergeudeten. Denn wahrend der
hohe Adel mit dem Hofe in Paris und Versailles große Sum-
men leichtsinnig verpraßte, erlagen die Bürger und Bauern in
den Provinzen fast dem Drucke der Abgaben. Die Leiden des
Volkes wurden noch erhöhet durch die Erpressungen der General-
pachter, welche die Abgaben mit einer Harte und Grausamkeit
eintriebcn, die alle Vorstellung übersteigt. Nicht viel besser war
das Loos des ärmeren Landadels und der niederen Geistlichkeit,
auf die der hohe Adel mit gleicher Geringschätzung herabsah. Und
doch wurden gerade bei den mittleren Standen die größre Bil-
dung und die vorzüglichsten Talente gefunden, zumal in den grö-
ßeren Städten und vor allen in Paris, wo die unsinnige Ver-
schwendung der Großen sie bereichert und ihnen die Mittel zu
einer wissenschaftlichen Ausbildung ihrer Kinder gegeben hatte. Je
mehr die mittleren Stande ihr Übergewicht an Geistesfähigkeiten
fühlten, um so tiefer krankte sie auch die Zurücksetzung. So
erzeugte sich bei ihnen eine glühende Erbitterung, zunächst gegen
den Adelstand und. dann auch gegen den König selbst, der ihn so
sehr begünstigte; und immer reger wurde die Sehnsucht nach
einer Veränderung, die dem Talente eine freie ungehinderte Lauf-
bahn eröffne. Daher damals jenes häufige und genaue Forschen
nach dem Ursprünge des Unterschiedes der Stände, jenes allge-
meine Lästern der bestehenden Ordnung und jenes Hinweisen auf
die Uranfänge der menschlichen Gesellschaft zur Rechtfertigung der
urspründlichen Gleichheit und Freiheit. Schon im achtzehnten
Jahrhundert hatten Rousseau, Voltaire und andere französische
Gelehrte derartige Grundsätze in ihren Schriften mitgetheilt und
das aufgeregte Volk in den Schwindel ihrer Meinung hineinge-
zogen. Ihre Lehre schien durch die Unabhängigkeit Nordamerikas
ihre Bestätigung erhalten zu haben. Auch dieser nordamerikanische
Freiheitskrieg, an welchem die Franzosen so warmen Antheil nah.
men, war für sie eine Schule der patriotischen Begeisterung und
der brennenden Freiheitsliebe, wie oben bemerkt ist.