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1. Geschichte der neueren und neuesten Zeit - S. 273

1840 - Münster : Coppenrath
273 verlegt halte. Bei feinem Eintritte in den Saal entstand eine tiefe Stille; Aller Augen waren auf ihn gerichtet. Ruhig und ergeben, mit dem vollen Bewußtfein seiner Unschuld, trat der Kö- nig vor die Schranken. „Ludwig! — so redete ihn der Präsi- dent Barrere an — die französische Nation klagt Sie an; der Convent will, daß Sie durch ihn gerichtet werden; man wird Ihnen das Verzeichniß Ihrer Verbrechen vorlefen. Sie können sich nun setzen!" Der König setzte sich, hörte ohne sichtbare Be- wegung eine lange Anklage, in welcher er des heimlichen Einver- ständnisses mit Frankreichs Feinden beschuldigt und alle durch die Revolution herbeigeführten Unglücksfalle ihm zur Last gelegt wur- den; — und die Ruhe und Klarheit, womit er jeden Punkt der Anklage beantwortete, setzte selbst seine Feinde in Erstaunen. Hierauf wurde er unter den Drohungen und Beleidigungen dessel- den Gesindels, durch dessen Reihen er schon einmal gekommen war,, in's Gesangniß zurückgebracht und nunmehr von seinen theuren Unglücksgenossen, seiner Gemahlin, seiner Schwester und seinem Sohne völlig getrennt. Nach seiner Entfernung brach ein großer Lärm im Convente aus. Die Jakobiner wollten, man solle augenblicklich das Todesurtheil über den Tyrannen aussprechen und dasselbe noch in dieser Nacht an ihm vollziehen; allein die Girondisten setzten es durch, daß wenigstens die bei jedem Ver- brecher üblichen Formen beobachtet wurden. So wurde denn dem Könige erlaubt, sich einen Rath zu seiner Vertheidigung zu Wahlen. Ludwig's Wahl siel auf den berühmten Rechtsgelehrten Tr au- ch et, der keinen Augenblick mit der Annahme dieses gefährlichen Prozesses zögerte. Ein durch Talent und Rechtschaffenheit gleich ausgezeichneter Greis, Malesherbes, einst königlicher Minister, bot dem Könige freiwillig seine Dienste an, und diese beiden Sach- walter wählten den jungen talentvollen Deseze zu ihrem Gehül- fen. Jedoch gewann der König durch diese Vergünstigung nichts als den Trost: zu einer Zeit, wo keiner seiner Freunde außer sei- nem Kammerdiener, dem treuen Clery, sich ihm nahen durste- mit diesen edelen Männern in Verkehr zu stehen. m. Theil.aufl. ,0
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