1846 -
Münster
: Coppenrath
- Autor: Welter, Theodor Bernhard
- Auflagennummer (WdK): 8
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Höhere Bürgerschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Gymnasium, Höhere Bürgerschule
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
32
sich alles mit Gewalt; wer sich ihm zu widersetzen wagte, den
schlug er todt. Und kam nun gar der wilde Jäger aus den
Wäldern herangeschritten, furchtbare mit Thierhäuten, Bogen und
Köcher umhangen, eine schreckliche Keule in der Faust: wie hätte
der Landmann den Gewaltigen von seinem Gebiete zurückhalten
können! Er unterwarf sich lieber dem Stärker» und erkannte
ihn als seinen Oberherrn an. So mag wohl Mancher sich zum
Herrscher über seine Mitmenschen aufgeworfen haben. Die Bibel
sagt ausdrücklich von Nimrod, er sei der erste gewesen, welcher
anfing, mächtig zu sein auf der Erde; denn er sei ein gewalti-
ger Jäger, und der Anfang seines Reiches Babylon gewesen.
Solche Macht konnte er sich wohl durch Gewalt verschafft haben;
es ist aber auch möglich, daß die Menschen in der Umgegend aus
Hochachtung und Vertrauen zu dem gewaltigen Jäger ihn zu
ihrem Oberherrn wählten, damit sein kräftiger Arm sie gegen
wilde Thiere sowohl als gegen boshafte Menschen schütze. Für
letzteres finden wir vielfache Belege in der alten Geschichte. So
wählten auch (etwa 1500 vor Ehr.) die Einwohner der Stadt
Theben in Griechenland ihren Mitbürger Odtpus zum Könige,
weil er ihr Gebiet von einem verheerenden Unthiere, Sphinx
genannt, gesäubert statte. Wir können uns jetzt kaum noch einen
Begriff davon machen, welch' fürchterliche Plage die wilden Thiere
in den frühesten Zeiten gewesen sein müssen. Es läßt sich dieses
schon aus der Gewohnheit der ältesten Völker und besonders der
Griechen schließen, die den Bezwingern wilder Thiere, z. B. dem
Herkules, Perseus, Theseus und vielen andern, Unsterblichkeit
und Götterwürde zuerkannt haben.
In der Regel ging gewiß die Oberherrschaft Einzelner aus
der freien Wahl ihrer Mitbürger hervor. Die Menschen fühlten
nämlich das Trostlose ihres Zustandes, so lange Jeder seinem
eigenen Kopfe folgte. Sie konnten und wollten nicht immer in
Zank und Streit mit einander leben; nicht immer von Furcht
und Angst um Gut und Leben beunruhigt werden. Wie in jeder
einzelnen Familie der Vater als Herr an der Spitze stand, für