1846 -
Münster
: Coppenrath
- Autor: Welter, Theodor Bernhard
- Auflagennummer (WdK): 8
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Höhere Bürgerschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Gymnasium, Höhere Bürgerschule
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
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Herkommen, daß die königliche Würde vom Vater auf Sohn,
oder wenigstens in derselben Familie forterbte. Für den künftigen
Erben selbst aber war eö ein schöner Antrieb, sich zuvor die nö-
tigen Kenntnisse und Erfahrungen für seinen wichtigen Beruf
einzusammeln. Zugleich wich man auf diese Weise auch allen Strei-
tigkeiten aus, die beim Tode des Königes von anderen Mächtigen
um die Erlangung der Oberherrschaft erhoben werden konnten.
Wir dürfen uns aber unter den ersten Königreichen ja nicht
solche, als die unserigen vorstellen. Jene waren noch äußerst klein
und unbedeutend. Da gab es fast keine Stadt, kein Dorf, worin
nicht ein besonderer König war. In dem einzigen Thale bei
Sodoma wohnten fünf Könige, welche auszogen, vier andere be-
nachbarte zu bekriegen, und Abraham schlug mit dreihundert achzehn
Knechten die letzteren, die seinen Vetter Lot gefangen wegführten.
Josua schlug in Palästina sogar ein und dreißig Könige. — Auch
die Macht dieser kleinen Könige war noch sehr gering und hing
größtentheils von ihren persönlichen Eigenschaften ab. Bei Ange-
legenheiten, die das Volk betrafen, versammelte sich dasselbe auf
einem öffentlichen Platze um seinen König, hörte dessen Meinung
an, zog sie in Überlegung, und was die Menge alsdann beschloß,
nahm der König an. Daher finden wir in den ältesten Zeiten
immer Volksversammlungen, in denen alle gemeinschaftlichen Ange-
legenheit berathen und namentlich Krieg und Frieden beschlossen
wurden. Besonders einflußreich war in denselben die Stimme
der Reichen und Mächtigen; denn der Dürftige hat nirgends große
Macht, am wenigsten unter einem nicht gebildeten Volke.
Allmälig aber wurden diese Königreiche theils durch Erobe-
rungen, theils durch freiwillige Unterwerfung größer. Mit ihnen
auch die Geschäfte der Könige. Damit sie sich aber ausschließlich
dem wichtigen Geschäfte der Regierung widmen könnten, überhob
sie das Volk aller Handarbeit. Es versorgte sie mit den nöthigen
Lebensmitteln und brachte ihnen reiche Geschenke. Aus solchen
freiwilligen Beiträgen entstanden mit der Zeit regelmäßige und
gesetzliche Abgaben, die noch jetzt jedes einzele Volk für seine
Ruhe und Wohlfahrt seinem Fürsten entrichtet.