1846 -
Münster
: Coppenrath
- Autor: Welter, Theodor Bernhard
- Auflagennummer (WdK): 8
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Höhere Bürgerschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Gymnasium, Höhere Bürgerschule
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
40
zwölf großer Volkstämme wurden. Er liebte aber den Joseph
mehr, als seine übrigen Kinder, und ließ ihm einen bunten Rock
machen. Seine Brüder beneideten ihn deshalb und konnten ihn
nicht gerade mehr ansehen. Ihr Haß gegen ihn wurde, noch
größer, als er ihnen einigemal so hohe, wunderbare Träume
erzählte, die er gehabt hatte.
Eines Tages schickte der Vater den Joseph nach der Weide,
wo seine Brüder die Heerden hüteten. „Ei, seht doch, da kommt
der Träumer her! — schrien alle; — kommet, wir wollen ihn
erwürgen, in eine Grüben werfen und sagen, ein wildes Thier
habe ihn gefressen. Da wird man denn sehen, was ihm seine
Träume helfen." Als nun Joseph ankam, rissen sie ihm sogleich
den bunten Rock vom Leibe und warfen ihren Bruder in die
Cisterne. Diese war ein alter Brunnen, in welchem zum Glück
eben kein Wasser war. Darauf ließen sie sich zum Essen nieder
Unterdessen kamen ismaelitische Kaufleute mit ihren Kamee-
len aus dem Gebirge dahergezogen. Da sprach Juda zu seinen
Brüdern: „Was hilft es uns, wenn wir unfern Bruder um-
bringen? Es ist besser, daß wir ihn verkaufen; er ist doch unser
Bruder." Und sie zogen ihn aus der Cisterne und verkauften
ihn an die ismaelitischen Kaufleute. Joseph weinte und siehete!
aber da half nichts, die fremden Männer nahmen ihn mit sich
nach Ägypten. Die Brüder aber tunkten den Rock des Joseph
in das Blut eines geschlachteten Ziegenbockes, schickten ihn so
dem Vater, zu und ließen ihm sagen: „Diesen Rock haben wir
gefunden; siehe, ob es der Rock deines Sohnes ist." Jakob
kannte ihn sogleich und schrie vor Schmer; laut auf: „Ja," es
ist der Rock meines Sohnes, ein wildes Thier hat meinen Jo-
seph gefressen!" Er zerriß seine Kleider (das war das Zeichen
der höchsten Trauer bei den Israeliten), und weinte unaufhörlich
um seinen Sohn. Seine übrigen Kinder kamen, ihn zu trösten;
aber für ihn war kein Trost mehr. Ach! — seufzete er, —
vor Jammer werde ich bald zu meinem Sohne in's Grab hinun-
tersinken."