1846 -
Münster
: Coppenrath
- Autor: Welter, Theodor Bernhard
- Auflagennummer (WdK): 8
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Höhere Bürgerschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Gymnasium, Höhere Bürgerschule
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
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sind die westlichen und östlichen Grenzgebiete. In Westen schießt
es an die furchtbare libysche Sandwüste, wo weit hinaus selten
ein Baum oder eine Staude grünet, wo nur Himmmel und Sand
gesehen, kein Laut gehört wird; in Osten an das eben so un-
fruchtbare steinige Arabien. Mitten in diesen öden Wüsten prangt
wie eine blühende Insel im unendlichen Meer das schöne Ägypten.
Seine Fruchtbarkeit verdankt es einzig dem Flusse Nil, der das
Land von Süden nach Norden der Länge nach beinahe hundert
zwanzig Meilen weit in einem Thale durchströmt, das höchstens
drei Meilen breit ist. Denn es regnet fast nie im Lande, es
thauet fast nie, und ohne die segensvollen Fluten des Nil wäre
auch hier alles eine tobte Wüste. Die Einwohner verehrten ihn
deshalb abgöttisch. Er kommt aus dem äthiopischen Mondgebirge
herab, durchschneidet Ägypten in gerader Richtung und mündet
sich, vormals in sieben, jetzt nur in zwei Armen in das mittel-
ländische Meer. Am Ausflüsse des westlichen Armes lag Kanopus,
das heutige Raschid oder Rosette; am Ausflusse des östlichen
Pelusium, jetzt Damiette. Beide Städte sind fünfzig Stunden
von einander entfernt. Das Land zwischen diesen beiden Nil-
armen bis zum Meere bilden ein großes Dreieck, welches wegen
seiner Ähnlichkeit mit dem griechischen Buchstaben Delta, J,
selbst Delta genannt wurde.
Der Nil ist ein recht wunderbarer Fluß. Zu der Zeit, wo
alle anderen Flüsse das meiste Wasser haben, vom Dezember bis
Mai, stießt er mit einer mäßigen Wasfermenge ruhig und lang-
sam in seinem Bette daher. Dann fängt er, angeschwellt von
den anhaltenden Regengüssen in Äthiopien, an zu steigen und
steigt immer höher und höher. Im August tritt er endlich aus
feinen Ufern und überschwemmt das ganze Land. Bis zum Okto-
der gleicht dann Ägypten einem großen See, aus dem die Städte
wie Inseln hervorragen, und auf welchem die Menschen zu tau-
senden in Schiffen und Booten vergnügt umherschwimmen. Freude
und Glückseligkeit herrscht dann int Lande umher; nie werden
den Göttern so viele und kostbare Opfer gebracht. Denn wo er