1846 -
Münster
: Coppenrath
- Autor: Welter, Theodor Bernhard
- Auflagennummer (WdK): 8
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Höhere Bürgerschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Gymnasium, Höhere Bürgerschule
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
54
künstlich angebrachten Stufen bis zu ihrem Gipfel steigen. Hun-
derttausend Menschen sollen zwanzig Jahre ununterbrochen daran
gebauet haben. Von dein Material derselben kann man nach
neuerer Berechnung eine mäßige Mauer um das ganze Königreich
Spanien ziehen.
Wozu diese Massen gedient haben, läßt sich nicht mit Ge-
wißheit bestimmen. Einige halten sie für Kornmagazine; andere
für eitle Prunkgebäude äpyptischer Könige, die durch mühevolle
Arbeit das Volk im Zaume zu halten suchten. Ja, die frommen
Pilger, welche einst hinaufzogen gen Jerusalem, glaubten voll
Verwunderung sogar den babylonischen Thurm zu sehen. — Am
wahrscheinlichsten dienten sie zu Begräbnißplätzen der Könige.
Denn kein Volk verwendete mehr Zeit und Fleiß auf seine Gräber,
^als die Agyptier. Sie glaubten nämlich, daß die Seele sich
nicht sogleich nach dem Tode von ihrem Körper trenne, sondern
so lange in demselben bleibe, als er vollständig erhalten würde.
Daher sorgten sie so sehr für die Erhaltung der Leichname. Sie
baueten ihre Grabmäler auf wüsten Berghöhen, die der austre-
tende Nil nicht berührte, und bedeckten sie zum Schutze gegen
wilde Thiere mit einem Felsstücke. So hoch nun die Könige
im Leben über ihren Mitmenschen standen, so hoch wollten sie
auch nach ihrem Tode in einer schönen und festen Wohnung
hervorragen, die das Andenken an sie aus ewig erhalte; darum
thürmten sie jene Riesendenkmäler auf. Um den todten Körper
vor aller Fäulniß zu bewahren, salbten sie ihn mit wohlriechenden
Spezereien sorgfältig ein. Äußerlich überzogen sie ihn mit einer
härtenden aber durchsichtigen Materie,, und setzten ihn dann bei.
Solche einbalsamirte Leichname nennt man Mumien, von dem
dazu gebrauchten persischen Erdharze Mum. Viele haben sich
bis auf den heutigen Tag erhalten. In den Alterthumssälen zu
Bonn, Cassel, Berlin, Dresden und in andern Städten werden
noch verschiedene vorgezeigt. Die Haut ist ganz schwarz und so
von dem Gummi und Erdharze durchdrungen, daß sie fteinhart
ist. Diese fast versteinerten Todten wurden oft bei Gastmählern
/