1846 -
Münster
: Coppenrath
- Autor: Welter, Theodor Bernhard
- Auflagennummer (WdK): 8
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Höhere Bürgerschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Gymnasium, Höhere Bürgerschule
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
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tigung. Das Geschäft des Vaters ging immer erblich auf seine
Kinder über. Niederlassungen erobernder Horden bildeten mit der
Zeit einen besondern Kriegerstand, aus dessen Mitte die Könige,
die man hier Pharaonen, d. i. Erhabene nannte, hervorgingen.
Priester besorgten die Erziehung der Könige. Allmälig wurden
zwar die Ägyptier zu dem Ganzen eines Reiches enger verbunden;
aber die scharfe Sonderung der einzelnen Stände in Hinsicht
ihrer Beschäftigung blieb nach wie vor bestehen. War der Vater
z. B. Priester, oder Krieger, oder Hirt; so mußte auch der Sohn
wieder Priester, oder Krieger oder Hirt sein, wenn er auch gar
keine Lust, gar kein Geschick hiezu hatte. Solcher erblichen Stände,
die man mit einem portugiesischen Worte Kasten nennt, gab es
in Ägypten sechs, später sieben. Die geehrteste Kaste war die der
Priester. Sie waren Erzieher und Räthe des Königes und
richteten das Volk nach eigenen Gesetzen; sie bestimmten nach
dem regelmäßigen Austreten des Nil und nach Beobachtungen
am gestirnten Himmel das Jahr und ordneten den Kalender; sie
waren die einzigen Gelehrten im Lande. Von ihren Kenntnissen
der Naturkräste insbesondere zeugen auch die angeblichen Wunder,
die sie vor den Augen des Moses verrichteten. Beim Volke
galten sie deshalb auch als Zauberer. Nächst den Priestern
waren die Krieger die angesehnste Kaste. Diese bildeten
aber nicht ein stehendes Heer von Söldlingen, sondern sie waren
freie Bürger mir Grundeigenthum und wohnten in abgesonderten
Distrikten. Die übrigen Kasten bestanden aus Ackerbauern,
Handwerkern, Handelsleuten, Schissern und Hirten,
die von den Priestern und Kriegern, wie es scheint, hart bedrückt
waren, da z. B. alle Ländereien im Besitze der beiden ersten
Kasten waren, und der Ackerbauer nur als Pächter den Grund
und Boden benutzen konnte. Die verachtetste ^aste aber war die
der Hirten. Diese wurden sogar für unehrlich gehalten. Frühere
Einfälle nomadischer Fürsten, H y k s o s genannt, welche das Land
etwa 1700 vor Ehr. eroberten und zweihundert Jahre hindurch
beherrschten, mögen diesen Haß gegen das Hirtenleben erzeugt
haben. Vielleicht mußten auch die Israeliten, die zu den