1846 -
Münster
: Coppenrath
- Autor: Welter, Theodor Bernhard
- Auflagennummer (WdK): 8
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Höhere Bürgerschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Gymnasium, Höhere Bürgerschule
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
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Als Cyrus in das Haus des Kambyses kam und sich zu
erkennen gab, da war die Verwunderung und Freude seiner
Eltern über alle Maßen. Denn sie hatten ihn schon längst todt
geglaubt. Er konnte ihnen von seinen wunderbaren Schicksalen
nicht genug erzählen. Ganz gewaltig lobte er immer die alte Hirten-
mutter, und sein drittes Wort war immer die Hirtenmutter.
Einige Zeit nachher ließ Astyages den Cyrus, welchen er
unterdeß liebgewonnen hatte, mit seiner Mutter zu sich nach Hofe
kommen. Der Knabe war in der strengen, kriegerischen Lebens-
weise der Perser auferzogen und inachte große Augen, wie er hier
alles so fein geputzt und geschminkt fand. Selbst der König auf
seinem Throne war tüchtig geschminkt an Augenbraunen, an Stirn,
an Lippen und Wangen. Cyrus sprang, wie er in das Zimmer
trat, auf den geputzten Alten zu, fiel ihm um den Hals und
rief: „O was ich für einen schönen Großvater habe!" „Ist er
denn schöner, als dein Vater?" fragte lächelnd die Mutter.
„Unter den Persern, — antwortete Cyrus, — ist mein Vater der
schönste; aber unter den Medern giebt es keinen schöneren, als den
Großvater." Dem Alten gefiel die Antwort; er beschenkte den
Kleinen reichlich, und dieser mußte bei Tische immer neben ihm
sitzen. Hier wunderte er sich über die Menge Gerichte, mit welchen
die Tische von oben bis untm besetzt wurden. „Großvater, —
rief er, — du hast doch viele Mühe, satt zu werden, wenn du
von dem Allen essen mußt!" Astyages lachte und sprach: „Jst's
denn hier nicht besser, als bei euch in Persien?" „Ich weiß
nicht, — antwortete Cyrus, — aber wir rverden viel geschwinder
und leichter satt. Uns ist Brod und Fleisch genug, um satt zu
werden; ihr aber, ach, was braucht ihr für Arbeiten und Um-
schweife, bis ihr so weit kommt!" — Mit Erlaubnis des Groß-
vaters vertheilte nun Cyrus die übriggebliebenen Speisen unter die
Diener, und alle bekamen etwas, nur nicht Sakas, der Mund-
schenk und Liebling des Königes. „Warum bekommt denn dieser
nichts, — fragte scherzend der König, — er schenkt ja den
Wein so geschickt ein?" „Das kann ich auch, — erwiederte
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