1846 -
Münster
: Coppenrath
- Autor: Welter, Theodor Bernhard
- Auflagennummer (WdK): 8
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Höhere Bürgerschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Gymnasium, Höhere Bürgerschule
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
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etwas zu verordnen. Nur einer, Philippus, entschloß sich, in
dieser Noth ein gefährliches, aber entscheidendes Mittel zu ge-
brauchen. Der König war eben im Begriffe, die von ihm ver-
ordnete Arznei zu nehmen, als ein Brief von Parmenio anlangte
mit der Warnung: „Traue dem Philippus nicht, er soll vom
Perserkönige bestochen sein, dich zu vergiften." Alle erschraken,
nur nicht der König. Er gab seinem Arzte den Brief und nahm
in demselben Augenblicke die verordnet Arznei. Sein edeles
Vertrauen ward durch eine schleunige Genesung herrlich belohnt.
Schon am dritten Tage stand er wieder an der Spitze seines
jubelnden Heeres. Er drang durch die unbesetzten Engpässe Sili-
ciens und kam nach Jssus. Hier, an der äußersten Küste, wo
das mittelländische Meer sich nach Süden hinunterzieht, hier stand
der Perserkönig Darius K^domannus mit einem Heere von
600,000 Mann zur Schlacht bereit. Wie eine schwere Gewitter-
wolke kam der macedonische Phalanx unverzagt herangezogen,
so daß die Perser trotz ihrer Überzahl ein Grauen überfiel. Sie
wichen zurück; bald lösete sich das ganze Heer in wilde Flucht
auf. Schrecklich war das Gemetzel, über'100,000 Perser, blieben
auf dem Platze. Darius Wagen konnte wegen der Menge der
um ihn aufgehäuften Leichen nicht aus der Stelle gerückt werden.
Er sprang hinaus, ließ Mantel, Schild und Bogen zurück, warf
sich aus sein Pferd und jagte, ohne anzuhalten, Tag und Nacht
fort. Seine Mutter, seine Frau, zwei Töchter und ein uninün-
diger Sohn fielen dem Sieger in die Hände. Sie brachen in
lautes Wehklagen aus, weil sie glaubten, Darius sei erschlagen.
Alexander aber tröstete sie und gab ihnen die Versicherung, daß
Darius noch lebe. Er behandelte die hohen Gefangenen mit der
größten Liebe und Ergebenheit, gerade als wäre die Familie eines
Freundes zu ihm auf Besuch gekommen. Als später Darius
hievon glaubhafte Nachricht erhielt, streckte er voll Erstaunen
seine Hände zum Himmel aus urw rief: „Götter, erhaltet mir
mein Reich, um mich dankbar bezeigen zu können; habet ihr aber
d>en Untergang desselben beschlossen, so gebet es keinem andern,
als dem Könige von Macedonien."