1846 -
Münster
: Coppenrath
- Autor: Welter, Theodor Bernhard
- Auflagennummer (WdK): 8
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Höhere Bürgerschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Gymnasium, Höhere Bürgerschule
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
Eben derselbe Kaiser, welcher die Christen so großmüthig
beschützte, verlegte im Zahre 330 seine Residenz von dem heid-
nischen und stets bedroheten Rom weg nach Byzanz. Diese
Stadt schien gleichsam von der Natur dazu bestimmt zu sein, die
Herrscherin der Völker zu werden. Sie lag in Tracien, an der
Grenzscheide von Europa, dort, wo sich der thracische Bosporus
zum Marmormeere erweitert. Die reizenden Ufer von Asien und
Europa grenzen hier so enge an einander, daß der dazwischen
rauschende Bosporus nur als ein großer Strom erscheint. Durch
diesen steht sie, hier mit dem schwarzen, rort mit dem Marmor-
meere und vermittels dieses auch mit dem Archipelagus und mit
dem mittelländischen Meere in Verbindung und führt also den
Schlüssel zu allen daran liegenden Ländern. So zum Mittel-
punkte des regsten Verkehrs gelegen, konnte sie die Schätze der
ganzen damals bekannten Erde in ihren geräumigen und sicheren
Hafen zusammenströmen lassen.
Diese durch ihre Lage so begünstigte Stadt sollte nun ein
neues Rom werden. Konstantin trug deshalb Sorge, die Pracht-
gebäude unv öffentlichen Plätze des alten Roms in dem neuen
nachzubileen. Um die Ähnlichkeit noch größer zu machen, wurden
selbst das Cap'tol und die sieben Hügel nicht vergessen. Aber
statt der heimischen Tempel erhoben sich hier christliche Kirchen,
auf deren Thürmen das Kreuz als glorreiches Siegeszeichen des
Christenthums über das Heidenthum prangte. Aus des Kaisers
Einladung wuchs schnell die Bevölkerung der Sta t, die man
nach seinem Namen Konstantin opel, d. i. Konstantins Stadt,
nannte. Die Türken, welche sie jetzt besitzen, nennen sie Jstam-
bul oder Stambul. Gegen dieses neue Rom, welches stolz
und gebietend über zwei Welttheile zugleich hinblickt, sank das
alte immer mehr in Schatten zurück. — Zur besseren Hand-
habung der Ordnung theilte der Kaiser sein großes Reich in vier
Präfekturen oder Statthalterschaften und jede von diesen wieder
in Diözesen oder Provinzen. Schade, daß dieser so unternehmende