1850 -
Regensburg
: Manz
- Autor: Höfler, Constantin
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Regionen (OPAC): Bayern
- Inhalt Raum/Thema: Griechische Antike, Römische Antike
- Inhalt: Zeit: Antike
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Unruhen durch Tib. Gracchus.
sollten. Was aber beider Verkeilung übrig bleibe, möge un-
ter die Armen vertheilt werden, jedoch als unveräußerliches
Staatsgut, das an den Staat zurückfalle, wenn es nicht ange-
baut werden würde. Die armen Bürger nicht nur, sondern
auch viele andere billig denkende Männer gaben dem wohlge-
meinten Vorschläge ihren Beifall. Allein der Tribun M. Octa-
vius, bisher ein Freund Tiber's, jetzt aber der Partei der
reichen Güterbesitzer sich ganz hingebend, widersprach, und
nicht ohne Fug ließ sich auch der ganze Vorschlag als unmög-
lich darthun, da. in der Länge der Zeit Privat- und Staats-
gut fast unausscheidbar mit einander sich in dem Besitzthum
der reichen Familien verwoben hatten, ja vielfach aus den
Händen des ersten Besitzers in die dritte und vierte Hand
übergegangen waren. Nun wiederholte Tiberius seinen Vor-
schlag, jedoch die milderen Bedingungen hinweglassend. Aber
alles Dringens und aller Bitten ungeachtet, beharrte M. Octa-
vius bei seiner Weigerung, und eben so entfernt war der Se-
nat von aller Nachgiebigkeit. Hierauf wagte Tiberius den bis-
her unerhörten Schritt, dem Volke die Absetzung des Octavius
vorzuschlagen. Wirklich ward Octavius abgesetzt, das Ackergesetz
bestätigt und Anstalt zu dessen Vollziehung gemacht. Allein
eben diese gesetzwidrige Absetzung des Tribuns erleichterte den
reichen Großen die Befriedigung ihrer Rache an Tiberius. Als
dieser nun auch die Rechte des Senats gefährdete, indem er
vorschlug, daß man die Schätze des Königs Attalos von Per-
gamus (dieser hatte 133 die Römer zu Erben seiner Schätze
und seines Reiches eingesetzt) unter die armen Bürger Roms
vertheilen, und daß nicht der Senat, sondern das Volk über
das pergamenische Reich entscheiden sollte, beschuldigte man ihn
im Senate, er strebe nach der Königskrone. Unterdessen ging
die Zeit seiner tribunicischen Würde zu Ende, und schon um sei-
ner persönlichen Sicherheit willen wünschte nun Tiberius, daß
man ihm das Tribunal verlängern möchte; allein theils der
Aernte wegen, theils aus Furcht wohnten viele Bürger der
Wahl-Versammlung nicht bei, in welcher Tiberius auch für
das nächste Jahr zum Tribun gewählt werden sollte. Und als
nun auf die Nachricht, das Leben des Tiberius seh bedroht,
dessen Anhänger ihre Gegner angriffen, erhob sich auf die
Kunde hievon der als Gegner des älteren Cato berühmte