1850 -
Regensburg
: Manz
- Autor: Höfler, Constantin
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Regionen (OPAC): Bayern
- Inhalt Raum/Thema: Griechische Antike, Römische Antike
- Inhalt: Zeit: Antike
Großartiges der römischen Civilisation. 381
dens von den Unterthanen bezahlen zu lassen, als Augustus, dessen
ganzes Leben schlaue Berechnung und ein Spiel war, das er
mit Andern trieb. Die Städte Kleinasiens errichteten ihm Tem-
pel und verehrten ihn gleich einem Gotte. Die Orakel nann-
ten ihn Apollo's Sohn, den Herrn der Welt; wie Romulus
erschienen ihm bei seinem ersten Consulate zwölf Geier als glück-
liches Augurium. Er mußte verbieten, daß man ihm in Rom
einen Tempel errichte, und gestattete seine Verehrung nur in
Verbindung mit Rom: Romae et Caesari. Die ihm unter-
worfenen Könige verbanden sich, den dem olympischen Zeus zu
Ehren begonnenen Tempel in Athen zu Ehren des Augustus zu
vollenden. Als er starb, versicherte ein Senator, der eine Mil-
lion Sesterzien empfangen, er habe ihn zum Himmel ausfahren
sehen. Unter ihm errichtete Vipsanius Agrippa das herrliche
Pantheon, allen falschen Göttern des bezwungenen Erdkreises
zur Ehre. Nur der wahre Gott des Himmels und der Erde
ging auch dießmal wiever leer aus. Als des Augustus Enkel,
Casus, bei Judäa'vorüberfuhr, ohne in Jerusalem für das Heil
des Volkes zu beten, belobte ihn dafür der Princeps,- der die
Herrschaft des Herodes über Pie Juden duldete, obwohl er selbst
von ihr meinte, es sey besser ein Schwein, als ein Unterthan des
Herodes zu sehn.
6. Großartiges der römischen Civilisation.
Es war jedoch an der römischen Civilisation, wie sie sich
jetzt über die Erde ausbreitete, durchweg etwas Großartiges.
Ein glänzendes Zeitalter der Dichtkunst war unter Augustus
angebrochen. Virgil dichtete seine Aeneis und Idyllen, Horatius
Flaccuus schrieb seine Briefe, Satyren, und Oden, Catulluö, Ti-
bullus Propertius ihre Elegien, Ovidius seine Liebesgedichte. Lu-
cretius Carus verfaßte sein philosophisches Lehrgedicht von der
Natur der Dinge, das aber an Vollendung hinter Virgil's
Georgicon nachsieht. Die Geschichtschreibung erlangte schnell
nach einander durch Julius Cäsar, C. Sallustius Crispus, Titus
Livius und mehrere Andere auch unter den Römern Meister-
werke. Dagegen aber wurde von Andern in dem Aufschwünge
der Literatur und Kunst eher eine Ausartung des ächten Römer-
geistes, als eine Erhebung desselben erblickt; und die schönen
Verse Virgil's, welche einen Vorwurf gegen diese ästhetischen