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1. Theil 2 - S. 27

1827 - Leipzig : Fleischer
27 Mauern an; aber die Saracenen schleuderten Steine, Balken, brennenden Schwefel und siedendes Oel auf ihre Köpfe herab, und kaum konnte man die hölzernen Thürme vor ihren Vrandpfei- len schützen. So kanr der Abend heran; ermattet mußten sich die Christen zurückziehen; alles Blut, aller Schweiß war vergebens verronnen, und nur ein Umstand tröstete sie, daß den Feinden nicht gelungen war, ein heiliges Kreuz zu verletzen, welches man auf Gottfrieds Thurm aufgepflanzt hatte. Am andern Morgen wird mit dem Frühsten der Sturm erneuert, und mit noch größerem Grimme suchen die Pilger die Mauern zu ersteigen. Aber alle Anstrengung ist vergeblich. Schon liegen Tausende niedergeschmettert da, Gottfried's Thurm geräth in Flammen, und kann kaum nur mit größter Mühe durch Essig gelöscht werden; sieben Stunden schon hat der Kampf gewahrt; der Schweiß rinnt in Strömen herab, den Ermatteten sinken die Knie zusammen, und ein dumpfes Gemurmel durch- läuft die Reihen der Christen, daß hier alle Anstrengung ver- gebens sey. Da erscheint plötzlich auf der Höhe des Oelbergs ein herrlicher gewappneter Ritter, im Glanze der Sonne, und streckt seinen strahlenden Schild über die unter ihm tosende Stadt aus. Gottfried und Raimund erblicken ihn zuerst, und rufen laut: „dort! dort! seht den heiligen Georg und seine Hülfe!" Alles starrt hin nach der wunderbaren Erscheinung, und frischer Muth kehrt in die verdrossenen Herzen zurück. Die Pilger raffen die letzte Kraft zusammen, der himmlischen Hülfe nun gewiß, stürmen die Leitern hinan, erklimmen die Mauern, und werfen alles vor sich nieder; auch Gottfrieds Thurm bewegt sich in diesem Augenblick gegen die Mauer, die Fallbrücke fallt, Gottfried und sein Bruder Eustach sind die ersten auf der Zinne, und hinter ihnen her dringt ein Wald von Lanzen vor. Hurah! die Stadt ist gewonnen, die Thore werden eingeschlagen, und ein dichter Strom von Kreuzfahrern walzt sich durch die Straßen. Aber wer beschreibt das Ge- metzel, welches nun entstand. Die langverhaltene Wuth bricht nun los, und sucht sich durch Mord zu stillen. „Gott will es haben! Gott will es haben!" tönt durch alle Straßen. Ueberall bildeten sich Lcichenhügel; denn die Sense des Schnitters kann
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