1827 -
Leipzig
: Fleischer
- Autor: Nösselt, Friedrich
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Bürgerschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Bürgerschule, Gymnasium
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
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nehmen. Aber dieser antwortete: sich fremden Eigenthums an-
zumaßen, sey schändlich. Ohne sein Gewissen zu verletzen, könne
er sich nicht in die Angelegenheiten Siciliens mischen. Bei
Karin von Anjou dagegen, Ludwigs Bruder, fand der Papst
williges Gehör. Karl war 42 Jahre alt, klug, thatig und tapfer,
aber von schlechtem Herzen. Schon sein Aeußeres schreckte zu-
rück. Seine olivenfarbige Haut, sein strenger, wilder Blick,
seine finstere Stirn gaben ihm ein widriges Ansehen; nie sah
man ihn freundlich oder gar lächelnd; er sprach nur wenig,
und stets ernst, strafte streng und mit Grausamkeit, und nie
kam ein Gefühl von Menschenliebe in sein hartes Gemüth.
Welche verschiedene Brüder der fromme, theilnehmende Ludwig,
und der finstere, kalte Karl!
Es kam nun nur noch darauf an, das geschenkt erhaltene
Land zu erobern- So ungern auch der gute Ludwig die unge-
rechte Unternehmung seines Bruders sah, so konnte er sie doch
nicht hindern. Mit des Papstes Unterstützung warb Karl ein
treffliches Heer, und zog nach Italien. Bei Benevent trafen
sich 1266 Karl und Manfred. In dieser Schlacht gingen viele
von Manfreds Söldnern zu Karin über, andere flohen. Er-
schrocken sah sich Manfred nach ihnen um; da fiel der silberne
Adler, den er als Zierde auf dem Helme trug, herab auf den
Sattel. „Das ist ein Zeichen Gottes!" seufzte er. Er fühlte,
daß seine letzte Stunde gekommen sey, stürzte sich in das
Schlachtgewühl, und wurde nie wieder gesehen. Diese Schlacht
entschied das. Schicksal Neapels und Siciliens. Beide Länder
wurden den Franzosen unterworfen, und wie sehr auch die Ein-
wohner über die neuen Herrscher seufzten, so wagten sie doch,
eingeschüchtert und betäubt, keinen Widerstand.
Indessen war Conradin, von seiner Mutter Elisabeth treu
gepflegt, am Hofe seines Oheims, des Herzogs von Baiern,
zum Jünglinge herangewachsen. Viele Italiener fanden sich bei
ihm ein, und ermunterten ihn, nach Italien zu kommen, und
sein väterliches Erbe zu erkämpfen. In der Lombardei, sagten
sie, ständen Viele bereit, sich auf den ersten Wink zu erheben,
und mit jedem Tagmarsche vorwärts würde sein Heer wachsen.
Die besorgte Mutter warnte vor der gefährlichen Unternehmung.
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