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1. Theil 2 - S. 181

1827 - Leipzig : Fleischer
181 hielt einige donnernde Predigten gegen den Unfug. Derselbe Mann, der noch vor wenigen Jahren sich kaum'getraut hatte zu predigen, wagte nun , da er im Namen Gottes sprechen zu müs- sen glaubte, gegeir den Papst und die katholische Kirche in die Schranken zu treten. Solchen Muth giebt das Bewußtseyn, nach Pflicht und Gewissen zu handeln. Am Abend des 3lsten Octobers 1517 schlug er einen großen Bogen mit 95 Sätzen, die meist gegen den Ablaß gerichtet waren, an die Thüre der Schloß- kirche in Wittenberg, und erbot sich, sie gegen eineir Jeden, schrift- lich und mündlich, zu vertheidigen. Tezel, ein unwissender Mensch, machte sich gleich fort, ging nach Frairkfurt an der Oder, und ließ sich hier vom Professor Wimpina eine Schmähschrift gegen Luther aufsetzen. Die 95 Theses aber wurden vielfach abgeschrie- den und abgedruckt, und durchflogen schnell ganz Deutschland. Die Schlechtdenkenden nannten Luthern einen Ketzer, und selbst die Vernünftigen schüttelten bedenklich den Kopf, lobten ihn zwar, aber riechen ihm doch, um des Friedens Willen lieber zu schwei- gen. Aber der wackere Luther gab ihnen die schöne Antwort: „liebe Vater, ist's nicht in Gottes Namen angefangen, so ist es bald gefallen; ist es aber in seinem Namen angefangen, so lasse denselbigen machem" — „Da schwiegen sie," fahrt er fort zu erzählen, „und gehet noch so bisher, und wird, ob Gott will, auch noch daß gehen bis ans Ende." Am meisten kränkte ihn, daß feine Feinde ihn beschuldigten, er wolle nur Aufsehen machen, und dadurch Vortheil gewinnen. Ein Dominicaner, Silvester Prierio, der am päpstlichen Hofe ein angesehener Mann war, schrieb unter andern- „wann du, o lie- der Luther, von unserm Herrn dem Papste ein fettes Bisthum mit vollkommenem Ablaß zu Reparirung deiner Kirche bekämest, würdest du wohl gelindere Saiten aufziehen, und den Ablaß, wel- chen du jetzt so schwarz machest, selbst erheben." Da antwortete ihm Luther: „du beurtheilft mich vermutlich nach deinem eige- nen Kopf. Wenn ich nach einem Bisthum strebte, redete ich ge- wiß das nicht, welches dir in deinen Ohren so wehe thut; denn meinest du, ich wisse nicht, wie man in Rom zu Bisthümern und Prälaturen gelangt?" Auch an den Papst Leo 10. schrieb er, stellte ihm die Entscheidung anheim , versicherte, daß er nur die Ehre
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