1827 -
Leipzig
: Fleischer
- Autor: Nösselt, Friedrich
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Bürgerschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Bürgerschule, Gymnasium
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
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durch den Strom reiten könnte. Die Sachsen hatten ihm näm-
lich Zwei Pferde mitgenommen; darum wollte sich der schlechte
Mensch rächen.
Als der 24ste April 1547 anbrach, lag ein dicker Nebel
über beiden Ufern. Ein Regiment Spanier warf sich, den Sa-
bel im Munde, in den Fluß. Schwimmend erreichten die das
andere Ufer, jagten den sächsischen Schützen die dort stehenden.
Kähne ab, und führten sie im Triumphe hinüber. Man be-
mannte nun die Fahrzeuge mit Scharfschützen, um den Ueber-
gang der Reiterei zu decken. Voran ritt der Müller, hinter
ihm der Kaiser, Ferdinand, Moritz, Alba, und hinter diesem
die herrliche berittene Reiterei durch das Wasser. Jenseits ord-
nete der Kaiser schnell seine Schaaren, ohne erst das Fußvolk
abzuwarten. Er lenkte mit der Linken sein wildes andalusisches
Roß, während er in der Rechten eine Lanze schwang. Die
Siegesfreude leuchtete aus seinen Augen, und jetzt brach die
Sonne hervor, und spiegelte sich an seinem vergoldeten Helme
und hellblitzenden Panzer.
Immer noch glaubte Johann Friedrich ganz ruhig seyn zü
können. Er konnte sich nicht überzeugen, daß der Kaiser ihm
so nahe sey, und war, weil es gerade Sonntag war, noch in
die Kirche gegangen. Jetzt schickten seine Ofsiziere Voten auf
Boten: der Kaiser rücke heran; er möge doch eilen. Aber er
antwortete, erst müsse das Ende des Gottesdienstes abgewartet
werden, und als dieser beendigt war, blieb ihm nichts anders
mehr übrig, als sich schnell in seinen Wagen zu werfen, und
davon zu jggen. Denn schon hatte die Schlacht begonnen.
Mit dem lauten Rufe: „Hispania! Hispania!^ hatten sich die
kaiserlichen Rener auf die sächsische Reiterei geworfen; diese
ergriff die Flucht, durchbrach ihr eigenes Fußvolk, riß es mit
sich fort, und so war die ganze lochauer Heide — so hieß diese
damals waldige Gegend — mit Flüchtlingen bedeckt. Da die
nachjagenden feindlichen Reiter dem Wagen des Kurfürsten
schon nahe kamen, bestieg er, so sauer ihm auch bei seinem
schwerfälligen Körper das Reiten wurde, schnell ein starkes
Roß, und galioppirte fort. Man holte ihn bald ein, und wollte
ihn fangen. Er wehrte stch-aber tapfer, hieb um sich, und er-