1827 -
Leipzig
: Fleischer
- Autor: Nösselt, Friedrich
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Bürgerschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Bürgerschule, Gymnasium
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
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rieten Personen, und schleppten sie ins Gefängniß. Die Richter
mußten schon am folgenden Tage das Urtheil über sie sprechen,
und es wurden schleunig die nöthigen Anstalten zur Hinrichtung
getroffen. Die Thore wurden geschlossen, unter Trompetenschall
den Bürgern verboten, die Wohnungen zu verlassen, oder nur
Fenster und Thüren zu öffnen. Jetzt gingen die Thore des
Pallastes auf, und die Verurtheilten, 94 an der Zahl, die An-
gesehensten des Königreichs, denen man nicht einmal das Abend-
mahl vorher zu genießen gestattet hatte, wurden in ihren Prunk-
kleidern, in denen sie vor zwei Tagen in froher Hoffnung er-
schienen waren, hinausgeführt auf den zur Hinrichtung bestimm-
ten Platz. Die ersten Reichsbeamten, die Reichsrathe, zwei
Bischöfe, die Vornehmsten des Adels, und der ganze Magistrat
von Stockholm, von Henkern geführt, schritten Paar und Paar
langsam vor. Christian selbst schaute aus einem Fenster des
Rathhauses herab. Einer der Bischöfe trat vor, und rief laut,
der König handle als ein Verräther an den Schweden; er
rief das Volk, welches ungeachtet des Verbots die Straßen
füllte, zur Hülfe auf, und sichte den Himmel um Rache an.
Dasselbe thaten mehrere Andere; das Volk wehklagte laut,
war aber wehrlos, und Viele darunter wurden von den däni-
schen Soldaten niedergehauen. Jetzt begannen die Hinrichtun-
gen. Alle starben gefaßt. Unter ihnen war auch Erichsons
Vater. Das Blut floß im eigentlichsten Verstände in Bachen
vom Markte nach den anstoßenden Gassen, und mit Recht wer-
den daher jene Ermordungen das Stockholmer Blutbad
genannt. Christi na, Sten Sture's Wittwe, sollte wählen,
ob sie wollte verbrannt, ertrankt oder lebendig begraben wer-
den. Endlich wurde ihr das Leben geschenkt, und sie zu ewiger
Gefangenschaft in Ketten verurtheilt. Die Leichname der Ge-
richteten wurden auf dem großen Markte in drei Haufen ge-
worfen, die Geistlichen, die Edelleute und die Bürgerlichen be-
sonders. So blieben sie, ein grauenvoller Anblick, drei Tage
lang liegen, und der häufig fallende Regen vermehrte noch das
Schreckliche der Scene. Unter den Verurtheilten waren auch
zwei kleine Knaben, von 6 und von 9 Jahren, deren Vater
dem Könige verhaßt war. Um sie recht zu martern, sollte der