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1. Theil 2 - S. 250

1827 - Leipzig : Fleischer
250 beschloß er, diesem die Erbfolge von Böhmen und Schlesien zuzuwenden. Um dies nuszurichten, wollte er sich der List be- dienen. Leopold mußte unter der Hand Truppen werben. Diese brachen plötzlich 1610 in Böhmen ein, und gingen gerade auf Prag los. Ganz Böhmen gcrieth darüber in Schrecken, und rüstete sich zur Gegenwehr. Auch Matthias drang sogleich in Böhmen ein, um' die Passauer zu vertreiben. Nun wurde dem Kaiser bange. Ec ließ sie, ehe Matthias anlangte, wieder ab- ziehen. Aber damit waren die Böhmen und Matthias noch nicht zufrieden. Jene bemächtigten sich des Schlosses, und be- setzten es mit Wachen, so daß Rudolph nicht einmal in den Garten gehen konnte. Als Matthias ankam, sah Rudolph wohl ein, daß er der Absetzung nicht entgehen könnte. Er be- rief daher einen Landtag, und erklärte: „aus brüderlicher Liebe zu Matthias wünsche er, daß dieser jetzt schon zum Kö- nige von Böhmen erklärt und gekrönt werde." Das ließen sich die Stände gefallen, nachdem ihnen der neue König ihre alten Rechte und Freiheiten feierlich bestätigt hatte. Auch die Schle- sier und Lausitzer wurden nun ihrer Pflichten gegen Rudolph entlassen, und an Matthias gewiesen. Dieser setzte dem Kaiser ein bestimmtes Iahrgeld aus, und wies ihm auf Lebenszeit vier Herrschaften an. Als Rudolph den Vertrag unterschrieben hatte, zerbiß er die Feder mit den Zähnen, und warf wüthend seinen Hut auf die Erde. Aber der ohnmächtige Zorst half dem Armen nichts, als daß er sein Leben abkürzte. Er starb schon im Januar 1612. Matthias wurde nun auch zum Kaiser gewählt. Es ist nicht zu leugnen, daß sein Betragen gegen seinen Bruder nicht löblich gewesen war. Daher führte er auch keine glückliche Re- gierung; der Fluch seines unglücklichen Bruders lastete auf ihm. Auch hat er nicht viel besser als Rudolph regiert, so daß er wieder durch sein Beispiel zeigte, daß es leichter>sey zu tadeln, als besser zu machen. Er war kränklich, träge und sorglos. Die Spannung zwischen den Religionspartheien wurde immer größer, und von den Kanzeln herab hörte man nicht de Lehren der Tugend und Menschenliebe, sondern Scheltworte gegen die Andersdenkenden- Die Evangelischen im Oefterrcichischen sahen
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