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1. Theil 2 - S. 286

1827 - Leipzig : Fleischer
286 Schiffen und auf Wagen sah man begeisterte Prediger Reden halten, und das Ansehen des Papstes, die Lehre vom Fegefeuer, vom Ablaß u. d. gl. bestreiten. Der Pöbel rottete sich, dadurch erhitzt, zusammen, entriß den Henkern die zum Tode Vcrurtheil- ten, warf mit Steinen nach der Obrigkeit, trug die evangelischen Prediger auf den Schultern in die Kirchen und aus denselben, und beschützte sie gegen die Verfolgungen der Inquisition. Diese Unordnungen billigte der Adel zwar nicht; aber er war fest entschlossen, die Eingriffe Granvella's in die niederlän- dischen Freiheiten, denen er Hohn sprach, nicht zu dulden. Ora- nien, Egmont und Graf Hoorne setzten einen Brief an den Kö- nig auf, in welchem sie sich über Granvella beschwerten, und ihn baten, den verhaßten Mann zurückzurufen. Aber Philipp ver- tröstete sie in allgemeinen Ausdrücken, und die Folge davon war, daß jene Drei nun aus dem Staatsrathe, zu dem auch sie ge- hört hatten, und wo Granvella nach Willkühr schaltete, ganz wegblicben. Der Abscheu gegen den Cardinal wurde endlich so groß, daß er kaum noch wagte, öffentlich zu erscheinen; er glaubte seines Lebens nicht mehr sicher zu seyn, und bat endlich den Kö- nig selbst um die Erlaubniß, nach Spanien zurückkehren zu dür- fen. Philipp willigte ein, und die niederländische Nation ath- mete wieder leichter. Jetzt war es noch möglich, durch weife Nachgiebigkeit zu gewinnen. Aber dazu war Philipp viel zu stör- risch, und bald sahen die Niederländer, daß die Absetzung des Cardinals ihnen wenig nütze, da seine Parthei zurückgeblieben war, die man die Ca rd i na listen nannte. Die Gährung zwischen beiden Partheien wurde immer größer, und beide hiel- ten es endlich für gerathen, einen Gesandten an den König zu schicken, der diesem den Zustand des Landes vorlegcn sollte. Eg- mont wurde dazu gewählt. Die Mißvergnügten, an deren Spitze Oranicn stand, gaben ihm den Auftrag, den König zu bitten, die Inquisition zu mildern, und den strengen Befehl, die Be- schlüsse des tridentinischcn Concils anzunehmen, zu widerrufen. Philipp nahm den Grafen sehr gütig auf. Dann fragte er seine geistlichen Räthe, ob er den Niederlanden die erbetene Reli- gionsfreiheit bewilligen müsse? und als sie dies verneinten, so warf er sich vor einem Kruzifix auf die Knie, und betete: „so
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