1827 -
Leipzig
: Fleischer
- Autor: Nösselt, Friedrich
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Bürgerschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Bürgerschule, Gymnasium
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
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rechten Flügel, und jagt an der Spitze eines Reiterregiments da-
von, um dem linken Flügel Unterstützung zu bringen. Er nimmt
den kürzesten Weg, setzt mit dem raschen Pferde schnell über die
Graben, aber nur Wenige können ihm so geschwind folgen. Mit
weniger Begleitung — Herzog Franz Albert von Sach-
sen-Lauenburg war darunter — sprengt er voran, gerade
dem Orte zu, wo er den heftigsten Andrang sieht, und geräth da-
durch zu nahe an den Feind. Ein kaiserlicher Gefreiter bemerkt
ihn, sieht, daß Alles ihm ehrfurchtsvoll Platz macht, und ruft
einem Musketier zu: „auf den dort schieße! das muß ein vor-
nehmer Offizier seyn." Der Soldat drückt ab, und die Kugel
zerschmettert dem Könige den linken Arm. Eben jetzt haben ihn
seine Reiter eingeholt; das Geschrei: „der König blutet! der Kö-
nig ist erschossen!" kommt ihnen entgegen. „Es ist nichts!"
ruft Gustav Adolph, „folgt mir!" Aber die Kräfte verlassen
ihn; kaum vermag er noch den Herzog von Laucnburg in fran-
zösischer Sprache zu bitten, ihn ohne Aufsehn aus dem Schlacht-
tengetümmel zu führen. Indem er sich aber wendet, fallt nahe
bei ihm ein Schuß; die Kugel trifft seinen Rücken, und matt
spricht er: „ich habe genug, Bruder! suche du nur dein Leben
zu retten." Besinnungslos sank er zu Boden; das Pferd schleifte
ihn noch einige Schritte weit; dann blieb er liegen; feindliche
Soldaten, die ihn nicht kannten — denn er trug einen einfachen
Tuchrock und darunter einen ledernen Goller— tödteten ihn vol-
lends, und plünderten ihn aus. *) Um seine Leiche noch ent-
stand ein wüthendes Gefecht, und alle, die ihn umgaben — der
*) Die Umstande seines Todes werden verschieden erzählt, und las-
sen sich nicht ganz aufhellen, weil Keiner der Seinigen in der
Sterbestunde bei ihm war. Einige Nachrichten behaupten, der
Herzog von Lauenburg selbst habe ihm jenen Schuß in den Rük-
ken beigebracht, und allerdings machte er sich wenigstens sehr ver-
dächtig. Erst wenige Monate vorher war er aus kaiserlichen
Diensten in schwedische übergetreten, die er gleich nach der
Schlacht bei Lützen wieder verließ, um zu den Sachsen überzuge-
hen, und bald darauf trat er zum zweiten Male in die Dienste
des Kaisers- Auch war er der Einzige unter Allen, die den ster-
benden König umgaben, der nicht nur mit dem Leben davvnkam,
sondern selbst unverwundet blieb.