1827 -
Leipzig
: Fleischer
- Autor: Nösselt, Friedrich
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Bürgerschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Bürgerschule, Gymnasium
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
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sein Verhangniß fort. Er schrieb an Katharinen, und bat de-
müthkg um freien Abzug. Diefc war indcß bis Pctcrhof ge-
kommen, ohne auf Truppen zu stoßen. Statt der Antwort
schickte sie ihm eine Entfagungs-Acte zu, die er unterschreiben
sollte. Sie fing sich an: „während der kurzen Zeit meiner
Negierung habe ich erkannt, daß ich für eine solche Last zu
schwach sey, und daß cs über meine Kräfte geht, das Reich
auf irgend eine Art zu regieren" u. s. w. — Und das unter-
schrieb Peter? — Allerdings, ohne alle Umstande. Der Kam-
incrherr, der ihm die Schrift überbracht hatte, nöthigte ihn, in
einen Wagen zu steigen, und führte ihn nach Peterhof, wo
Katharina war. Als er durch die hier stehenden Regimenter
fuhr, brüllten die Soldaten: „hoch lebe Katharina!" und als
er am Schlosse ausstieg, rief man ihm barsch zu: „entkleide
dich!" Ec gehorchte, riß seinen Ordensstcrn ab, zog den Rock
aus, und gab den Degen weg, und nun, entkleidet dem Ge-
spotte der Soldaten prcisgcgcbcn, die noch zwei Tage vorher
vor ihm gezittert hatten, stellte er ein recht bedauernswürdiges
Wild der Nichtigkeit menschlicher Größe dar. Jetzt wurde er
nach einem 6 Stunden von Petersburg entfernten Hause als
Gefangener abgeführt, und wäre dort vielleicht viele Jahre ge-
blieben, hätten sich nicht unter den Soldaten, die zum Theil
die rasche That zu bereuen anfingen, Bewegungen gezeigt. Ka-
tharina willigte endlich in den Rath ihrer Freunde ein, ihn
aus der Welt zu schaffen. Alexei Orlow, ein Bruder des
Grcgorei Orlow, Günstlings der Kaiserin, bisher ein gemeiner
Edelmann, aber durch die Gunst Katharinens zum Grafen er-
hoben, übernahm das Bubenstück. Er begab sich mit einem
andern verworfenen Menschen, Namens Tcplow, zu Peter ins
Gcfangniß, und erklärte, sie würden mit ihm speisen. Nach
Gewohnheit der Russen wurde vor Tische Branntwein getrunken,
dem Kaiser aber dies Mal ein vergiftetes Glas vorgefctzt. Weil
sic indessen besorgten, ein Glas würde nicht tödtlich seyn, so
verlangten sie, daß er ein zweites trinken sollte. Dagegen
sträubte er sich aber, weil er nun merkte, daß er Gift getrun-
ken habe. Orlow packte ihn bei der Kehle, warf ihn zu Bo-
den, und rief, da Peter sich mit aller Kraft der Verzweiflung