1827 -
Leipzig
: Fleischer
- Autor: Nösselt, Friedrich
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Bürgerschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Bürgerschule, Gymnasium
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
So eifrig nun auch der gute Joseph für seine Unterthanen
arbeitete, so glaubte er doch immer noch nicht genug zu thun,
und verbat sich alle Auszeichnungen. In Prag wurde das stei-
nerne Gelander der herrlichen Moldaubrucke mit verschiedenen
Bildsäulen besetzt, auch die seinige sollte darunter seyn. Er aber
gab das nicht zu, weil er noch nicht verdient habe, daß man ihm
Ehrcnsäulen setze, und noch bis auf heute ist das Postament, auf
welchem sein Bild stehen sollte, allein leer, eine ehrenvollere Aus-
zeichnung, als die vergoldeten Bildsäulen mancher Fürsten. Als
er die Landcscollegien von Ungarn aus Prcßburg nach Ofen ver^
legt hatte, wollten ihm die Einwohner dieser Stadt eine Ehren-
säule errichten. Er aber lehnte cs mit folgenden Worten ab:
„daß ich zur bessern Uebersicht dcr Ncichsämter dieselben in Ofen
vereinigt, und hierdurch der Stadt zufällig einige Vortheile ver-
schafft habe, das verdient in der That eine solche Ehre nicht.
Wenn ich es jedoch einmal werde dahin gebracht haben, daß die
Ungarn die wahren Verhältnisse zwischen dem Könige und den
Unterthanen allgemein anerkennen; wenn ich alle geistlichen und
weltlichen Mißbräuche werde abgestellt; wenn ich Tätigkeit und
Industrie werde geweckt, den Handel in Flor gebracht, das Land
von seinem Ende biö zum andern mit Straßen und schiffbaren
Canälen versehen haben, wie ich es hoffe, wenn dann die Na-
tion mir ein Monument errichten will, dann möchte ich es viel-
leicht verdient haben, und dann werde ich es auch mit Dank an-
nehmen." —
Trotz dieser sich aufopfernden Liebe für seine Unterthanen
entstand unter allen Ständen Unzufriedenheit, Abneigung und
zum Theil selbst Haß gegen Joseph, der so unglücklich war,
durch jede neue Verordnung, wenn sie auch noch so gut gemeint
war, die Leute gegen sich aufzubringcn. So verbot er, damit
nicht so vieles Geld für unnütze Maaren aus dem Lande ginge,
alle fremde Fabricate, mehrere ausländische Eßwaarcn, und alle
fremde Weine. Wer dergleichen für seinen Haushalt bedurfte,
erhielt zwar die Erlaubniß, sie einzuführcn, mußte aber eine hohe
Abgabe zahlen. Um durch sein Beispiel voranzugehen, schenkte
Joseph alle seine in den Hofkellcrn befindlichen ausländischen
Weine an das Krankenhospital, und begnügte sich mit inlandi-