Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Theil 2 - S. 543

1827 - Leipzig : Fleischer
So eifrig nun auch der gute Joseph für seine Unterthanen arbeitete, so glaubte er doch immer noch nicht genug zu thun, und verbat sich alle Auszeichnungen. In Prag wurde das stei- nerne Gelander der herrlichen Moldaubrucke mit verschiedenen Bildsäulen besetzt, auch die seinige sollte darunter seyn. Er aber gab das nicht zu, weil er noch nicht verdient habe, daß man ihm Ehrcnsäulen setze, und noch bis auf heute ist das Postament, auf welchem sein Bild stehen sollte, allein leer, eine ehrenvollere Aus- zeichnung, als die vergoldeten Bildsäulen mancher Fürsten. Als er die Landcscollegien von Ungarn aus Prcßburg nach Ofen ver^ legt hatte, wollten ihm die Einwohner dieser Stadt eine Ehren- säule errichten. Er aber lehnte cs mit folgenden Worten ab: „daß ich zur bessern Uebersicht dcr Ncichsämter dieselben in Ofen vereinigt, und hierdurch der Stadt zufällig einige Vortheile ver- schafft habe, das verdient in der That eine solche Ehre nicht. Wenn ich es jedoch einmal werde dahin gebracht haben, daß die Ungarn die wahren Verhältnisse zwischen dem Könige und den Unterthanen allgemein anerkennen; wenn ich alle geistlichen und weltlichen Mißbräuche werde abgestellt; wenn ich Tätigkeit und Industrie werde geweckt, den Handel in Flor gebracht, das Land von seinem Ende biö zum andern mit Straßen und schiffbaren Canälen versehen haben, wie ich es hoffe, wenn dann die Na- tion mir ein Monument errichten will, dann möchte ich es viel- leicht verdient haben, und dann werde ich es auch mit Dank an- nehmen." — Trotz dieser sich aufopfernden Liebe für seine Unterthanen entstand unter allen Ständen Unzufriedenheit, Abneigung und zum Theil selbst Haß gegen Joseph, der so unglücklich war, durch jede neue Verordnung, wenn sie auch noch so gut gemeint war, die Leute gegen sich aufzubringcn. So verbot er, damit nicht so vieles Geld für unnütze Maaren aus dem Lande ginge, alle fremde Fabricate, mehrere ausländische Eßwaarcn, und alle fremde Weine. Wer dergleichen für seinen Haushalt bedurfte, erhielt zwar die Erlaubniß, sie einzuführcn, mußte aber eine hohe Abgabe zahlen. Um durch sein Beispiel voranzugehen, schenkte Joseph alle seine in den Hofkellcrn befindlichen ausländischen Weine an das Krankenhospital, und begnügte sich mit inlandi-
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer