1839 -
Leipzig
: Fleischer
- Autor: Nösselt, Friedrich
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Bürgerschule, Gelehrtenschule
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
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bestimmen; jedes schob die Schuld auf das andere. Vermuthlich
wünschten die Spartaner, sich in den Besitz des fruchtbaren Messeniens V
zu setzen, und ein Vorwand war leicht gefunden. Ohne Kriegserklä-
rung sielen die Spartaner ins messenische Gebiet ein, und schwuren,
keinen Frieden zu schließen, bis das Land erobert sey. Nachdem die
ersten ö Jahre ohne bedeutende Kriegsunternehmungen hingegangen
waren, kam es zu einer zwar mörderischen, aber unentschiedenen Schlacht
auf der Gränze beider Länder. Beide Völker zogen sich zurück; doch
sahen sich die Messenier durch Mangel an Geld und Mannschaft ge-
nöthigt, den Krieg auf die Vertheidigung der Bergfestung Ithome
zu beschränken. Sie fragten dabei das Orakel in Delphi um Rath,
was sie zur Rettung ihres Landes thun könnten, und erhielten die
Antwort: „nur durch Opferung einer Jungfrau aus königlichem Ge-
schlecht kann der Untergang des Vaterlandes aufgehalten werden."
Das Todesloos traf die Tochter eines gewissen Lykiskos; aber ein
bestochener Priester sagte aus, sie war ein unterschobenes Kind ihres
Vaters, und während des Streites darüber war der Vater mit der
Tochter entflohen. Als nun die Führer des Volks nicht wußten, was
sie thun sollten, trat ein Held aus königlichem Stamme, Aristodem-
vor, erbot sich, seine Tochter zum Opfer darzubringen, und da der
Bräutigam des Mädchens dagegen Einwendungen machte, ergriff der
wüthende Vater ein Messer, und stach es ihr augenblicklich ins Herz.
Die vom Orakel gestellte Bedingung war also erfüllt, und die Spar-
taner, dadurch muthlos gemacht, wagten fünf Jahre lang keinen Einfall.
Nun griffen sie zwar die Burg an, lieferten auch eine Schlacht, aber
sie blieb wie jene frühere unentschieden. Aristodem war indessen König
geworden. Die Furcht vor ihm hielt die Spartaner mehrere Jahre
zurück, bis in die Nähe von Jthome sich vorzuwagen. Endlich kamen
sie, wurden aber durch Aristodem, der indessen von mehreren griechi-
schen Stämmen Hülsstruppen erhalten hatte, entschieden zurückgewor-
fen. Indessen waren die Messenier durch zweideutige Orakelsprüche
und mancherlei Götterzeichen, die ihnen Unglück und Untergang ver-
kündigten, erschreckt worden. Das erste Unglück, das sie traf, war der
To-d Aristodems. Er hatte sich die Ermordung seiner Tochter zu Ge-
müthe gezogen, ihren Geist im Trauergewande und Unglück weissagend
gesehen zu haben geglaubt, und endlich auf dem Grabe derselben sich
selbst den Tod gegeben. Jetzt wurde Jthome belagert, und mußte sich
endlich, vom Hunger bezwungen, den Spartanern ergeben. Die meisten
Einwohner hatten sich durch das Lager ihrer Feinde fortgeschlichen,
und waren theils ausgewandert, theils in ihre Wohnörter zurückgekehrt.
Die Burg wurde zerstört, und das Land Messenien zwar den Ein-
wohnern gelassen, doch so, daß sie die Oberhoheit Sparta's anerkannten,
und die Hälfte ihrer Erndte den Spartanern ablieferten.