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1. Theil 1 - S. 48

1839 - Leipzig : Fleischer
48 In Athen aber fühlte das Volk bald, daß die sogenannte Frei- heit die Bewohner eines Staats nicht glücklich mache. Unter den Kö- nigen war Ordnung und Gerechtigkeit gewesen; jetzt aber erhoben die Neichen und Vornehmen ihr Haupt mehr als je, und drückten das Volk, und schrie dieses nach Gerechtigkeit, so zeigte es sich, daß, wo es an bestimmten Gesetzen fehlt, auch keine Gerechtigkeit stattsinden könne. Da übernahm (624) der Archont Drakon, dem Volke Ge- setze zu geben. Aber es wurde dadurch wenig gebessert; denn er war zu diesem schweren Geschäfte nicht geeignet. Er hatte nämlich auf alle Vergehungen, gleichviel ob sie schwer oder leicht waren, nur zwei Strafen: Tod oder Verbannung gesetzt, so daß, wenn man sie hätte streng beobachten wollen, Athen bald entvölkert gewesen seyn würde. Man sagte daher von ihnen, sie wären mit Blut geschrieben gewesen. Es riß also bald wieder die alte Gesetzlosigkeit ein. Man sah drei Partheien gegen einander kämpfen, und in den Straßen Athens Blut fließen. Da ließ die Vorsehung, die über das Glück aller Völker wacht, einen Mann aufstehen, welcher auf Jahrhunderte lang der Wohlthäter seines Volks wurde, indem er ihm zweckmäßige Gesetze gab, unter denen sie sich wohl befanden. Dieser Mann war Solon, aus dem Geschlechte des Kodros. Er lebte um das Jahr 600, und benutzte J sein Ansehen als Archon, die neue Verfassung einzuführen. Gleich durch das erste Gesetz verschaffte er der ärmern Klasse unendliche Er- leichterung. Die Armen waren nämlich nach und nach in Schulden gerathen, und die Zahlungsunfähigkeit gab dem Gläubiger das Recht, dem Schuldner nicht nur alles Eigenthum zu nehmen, sondern ihn selbst zum Sclaven zu machen. Da schaffte Solon Hülfe. Er setzte die Zinsen herunter, und gab dem Gelde einen höhern Werth, so daß nun die Armen mit wenigerem Gelde die Schulden abzahlen konnten. So sehr sich nun auch Solon dadurch um die ärmere Klasse verdient machte, so erkannte man die Wohlthat doch nicht ganz an. Man ta- delte ihn, daß er nicht die Schulden ihnen ganz erlassen, und, wie Lykurg, die Aecker in gleiche Theile getheilt hätte; und die Reichen waren vollends nicht zufrieden, weil er ihnen ihr Eigenthum geschmä- lert habe. Und doch war er ihnen mit gutem Beispiele vorangegan- gen, indem er seinen Schuldnern an 6000 Thlr. erließ. — Eine an- dere Einrichtung gefiel dem Volke besser. Er theilte es nach dem Ver- mögen in vier Klassen, und verordnete, daß nur aus den drei ersten die Staatsbeamten gewählt werden dürften; mit Recht! denn den Ar- men fehlte es theils an der nöthigen Zeit, — alle Aemter wurden nämlich unentgeldlich verwaltet, — theils an der gehörigen Bildung. Dafür aber wurden der vierten Klasse alle Steuern erlassen. Auch führte er allgemeine Volksversammlungen ein, die alle Wochen gehalten
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