1839 -
Leipzig
: Fleischer
- Autor: Nösselt, Friedrich
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Bürgerschule, Gelehrtenschule
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
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wurden, uflb in denen jeder erwachsene atheniensische Bürger erschei-
nen und seine Stimme geben mußte. Der Bürger wurde dadurch
gewöhnt, über das Wohl seines Vaterlandes nachzudenken; auch ge-
wann dadurch das Selbstgefühl und die Vaterlandsliebe, da Jeder
wußte, er habe mitzusprechen. Solon wußte indessen sehr wohl, daß
das Volk leicht mißzuleiten sep; deswegen wurde das, was ihm vor-
getragen werden sollte, vorher in der Versammlung von 400 verstän-
digen Männern (dem Rathe)' untersucht. Trotz dieser Vorsicht fehlte
es nicht an Volksbewegungen und Partheiungen, und oft gelang es
den Volksrednern, die Bürger zu unbesonnenen Maßregeln zu verlei-
ten. Das sind die Folgen der republicanischen Verfassungen!
Eine höchst weise Einrichtung war die des Areopagos. Dies
war der höchste Gerichtshof in Athen, der nur aus den abgegangenen
Archonten, also aus den ältesten, weisesten und zuverlässigsten Män-
nern bestand, und damit ja keine Parteilichkeiten vorkämen, so wur-
den siine Versammlungen des Nachts im Dunkeln gehalten, damit
die Richter die Partheien nicht sähen, also auch nicht durch den An-
blick der Thränen und der bittenden Mienen bestochen würden. Sie
sprachen bloß über schwerere Verbrechen das Urtheil, und hatten die
Aufsicht über die Religion, die Gesetze und die Sitten des Volks.
So gering auch die Entfernung Athens von Sparta war, so
war doch nichts von der Gesetzgebung des Lykurg in die des Solon
übergegangen, und es ist allerdings auffallend, wie zwei weise Män-
ner so ganz verschiedene Mittel wählen konnten, ihr Volk glücklich zu
machen. Ja die Gesetze Solons waren zum Theil denen des Lykurg
geradezu entgegengesetzt. So wurde es in Sparta für eine Schande
gehalten, zu arbeiten; dagegen durfte in Athen nicht nur Jeder eine
Handthierung treiben, sondern es wurde sogar der Vater bestraft, der
seinen Sohn kein Handwerk lernen ließ; dieser hatte dann nickt nö-
thig, den Vater im Alter zu unterhalten. Auch mischte sich in Athen
der Staat nicht in die Erziehung der Kinder, die allein den Eltern
zugehörten. Und dennoch kann man nicht sagen, daß die Athener
schwächlicher, oder ungeschickter, oder weniger tapfer gewesen wären,
als die Spartaner; ja im Gegentheil wird sich in der Folge zeigen,
daß jene muthig ausharrten, wenn diese manchmal an der Rettung
des Vaterlandes verzweifeln wollten. Von Jugend aus wurden die
Athener in den Waffen und in Gewandtheit des Körpers geübt; aber
nicht mit der harten Strenge wie in Sparta, und zugleich wurde auch
ihr Geist veredelt und ihr Geschmack gebildet. Gingen die Bürger in
den Krieg, so stritten sie mit Tapferkeit; denn sie wußten, daß, wenn
sie sielen, ihnen ein feierliches Leichenbegängniß gehalten, und ihr An-
denken durch Reden verherrlicht würde. Auch die Kinder der für das
Vaterland Gefallenen wurden auf öffentliche Kosten erzogen. Besonders
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