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1. Theil 1 - S. 71

1839 - Leipzig : Fleischer
71 gen Schlacht. Die Perser wurden besiegt, und Kyros erschlagen. Lomyris aber hielt Wort. Sie ließ einen Schlauch mit Menschenblut füllen, und tauchte den Kopf des Kyros hinein, indem sie rief: „Du hast mich unglücklich gemacht, da du mir meinen Sohn raubtest. Sättige dich nun, Tyrann, an dem Blute, nach welchem Du immer gedürstet hast!" Kyros ist im Jahre 529 gestorben. Des Kyros Nachfolger auf dem Throne der Perser war sein Sohn Kambyses (529 — 523), ein grausamer Mann. Er griff Aegypten an, welches zu erobern Kyros keine Zeit gehabt hatte. Da- « mals war Amnsis König von Aegypten. Aber ehe noch die Perser einbrachen, starb dieser, und sein Sohn Psammenit mußte den An- fall der Perser aushalten. An den Granzen Aegyptens, bei Pelusion, wurden die Aegypter völlig geschlagen;") sie schlossen sich darauf in ihre Hauptstadt Memphis ein. Aber diese wurde erobert, und Psam- menit gefangen. Er wurde in einem Hause der Vorstadt von persi- schen Kriegern bewacht. Da sah er, wie seine Tochter mit mehreren andern Töchtern der vornehmsten Aepypter Wasser in das feindliche Lager schleppen mußte. Als die Mädchen weinend vorüberzogen, jam- merten die gefangenen Vater laut; Psammenit aber beugte nur sein Haupt zur Erde, und vergoß keine Thräne. Nicht lange darauf wurden 2000 ägyptische Jünglinge vorübergesührt. Sie hatten Stricke um den Hals, und Zügel im Munde, und wurden zur Hinrichtung geschleppt. Der Sohn des Königs war an ihrer Spitze. Da schrieen die ägyptischen Väter laut auf vor Schmerz; aber Psammenit beugte sein Haupt nieder zur Erde, und sein Auge blieb trocken. Zuletzt sah er seinen vertrautesten Diener, .der mit ihm um alles Vermögen ge- kommen war, von Zelt zu Zelt wanken, und sich sein Brot zusam- menbetteln. Bei diesem Anblick rief der König laut den Namen sei- nes Freundes, weinte heftig, und schlug sich voll Schmerz an die Stirne. Als dies sonderbare Benehmen des Königs dem Kambyses hinterbracht wurde, ließ dieser ihn fragen, warum er über das Schick- sal jenes Bettlers, nicht aber über das Unglück seiner Tochter und sei- nes Sohnes geweint habe? „O König," antwortete er, „das Un- glück meines eigenen Hauses ist so unaussprechlich groß, daß ich dafür keine Thränen, keine Worte habe; wohl aber habe ich deren noch für den Freund, der im Alter darben muß." So wild auch sonst Kam- byses war, so machten doch diese Worte Eindruck auf sein Gemüth, °) Noch 70 Jahre später fand Herodot das Schlachtfeld ganz mit den Eebci- nen der Unbecrdigten bedeckt. Man konnte leicht die Schädel der Perser von de- nen der Aegypter unterscheiden. Diese waren weit stärker, weil die Aegypter den Kopf entblößt zu tragen pflegten, während die Perser ihn mit warmen Mü- tzen bedeckten.
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