1839 -
Leipzig
: Fleischer
- Autor: Nösselt, Friedrich
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Bürgerschule, Gelehrtenschule
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
116
Feldherr darf das nicht; der muß andere retten." Und als die Krie-
ger wegen einer schlimmen Vorbedeutung in Sorgen waren, rief Epa-
minondas: „die beste Vorbedeutung ist, sein Vaterland zu retten!"
Unter solchen Führern konnten die Thebaner schon zu siegen hoffen.
Wirklich siegten sie auch. Epaminondas, unter welchem Pelopidas
als Anführer der heiligen Schaar (300 Jünglinge, die sich zum Kampf
auf Tod und Leben verbunden hatten) diente, erfocht 371 einen Herr»
lichen Sieg bei Leuctra, nicht weit von Theben, über die Spartaner,
die noch nie eine solche Niederlage erlitten zu haben sich erinnerten.
Zwar schlossen Spartaner und Thebaner gleich darauf auf Zureden
des Jason, Herrschers von Pherä in Thessalien, einen Frieden. Aber
die Ruhe währte nicht lange, und nun drang Epaminondas in den
Peloponnes ein, bis vor die Thore von Sparta, dessen Bürger schon
die aufsteigenden Rauchsäulen der vom Feinde angezündeten Dörfer
erblickten. Auch wäre Sparta gewiß verloren gewesen, hätte es nicht
noch den Agesilaus gehabt. Er rettete die Stadt dadurch, daß er
schnell die Bürger, sogar die Heloten, bewaffnete, und, indem er die
Anhöhen besetzte, jedem Gefechte auswich. Indessen regte sich wieder
der Neid der Athener über das Glück der Thebaner, und Epaminon-
das mußte geschwind zurück, damit ihm nicht ein athenisches Heer,
das unter Jphikrates den Spartanern zu Hülfe eilte, den Rückweg
abschnitte.
So Großes nun auch Epaminondas und Pelopidas in diesem Kriege
ausgerichtet hatten, so traf sie doch der Undank ihrer Mitbürger. Sie
wurden bei ihrer Rückkunft angeklagt, vier Monate länger, als das
Gesetz es erlaubte, die Feldherrnwürde behalten zu haben. Vergebens
wendeten sie ein, daß ja dadurch der Lauf ihrer Siege gehemmt wor-
den wäre. Ihre Feinde drangen darauf, daß sie zum Tode verurtheilt
würden. „Gut!" sprach Epaminondas mit der ganzen Würde eines
reinen Bewußtseyns, „ihr habt Recht, das Gesetz spricht meinen Tod
aus. Aber ich verlange, daß ihr in die Jahrbücher niederschreibt: die
Thebaner haben den Epaminondas hingerichtet, weil er sie bei Leuctra
zwang, die Spartaner anzugreifen und zu schlagen, denen sie sonst
nicht wagten unter die Augen zu treten; ferner weil er das Vaterland
gerettet, und endlich weil er Sparta belagert hat, welches froh war,
seinem Untergange zu entgehen." Diese Worte machten Eindruck; man
schämte sich der unwürdigen Klage, und sprach beide los. — Zwei
darauf folgende Einfälle des Epaminondas in den Peloponnes führten
keine Entscheidung herbei. Pelopidas war indessen auf 'einen an-
dern Schauplatz gerufen worden. In Thessalien war Jason ermordet
worden, und nun regierte dort sein Verwandter Alexander (von
Pherä), ein grausamer, treuloser — kurz nichtswürdiger Mensch.
Seine gedrückten Unterthanen baten endlich die Thebaner um Hülfe.