1839 -
Leipzig
: Fleischer
- Autor: Nösselt, Friedrich
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Bürgerschule, Gelehrtenschule
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
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hatten. Da fand sich ein kühner Mann (Pontius Cominius), der des
Nachts über die Tiber schwamm, und, die Wachen umgehend, an der
steilsten, und daher unbesetzten Seite des Felsens hinankletterte. Der
Senat bewilligte dem Camill nicht nur die Anführung, sondern er-
nannte ihn selbst zum Dictator. Aber die Gallier bemerkten am an-
dern Tage die Spuren der Fußtritte jener Römer am Rasen der Fels-
wand, und beschlossen, hier auch einen Versuch zu machen. Die be-
sten Kletterer erstiegen in einer dunklen Nacht den steilen Felsen.
Oben war alles still; denn die sorglose Schildwache schlief. Schon
war ein Gallier über die Mauer gestiegen, und die andern folgten
ihm, als die heiligen Ganse der Juno, die dort aufbewahrt wurden,
schnatterten, und dadurch den Manlius, einen tapfern Patricier,
weckten. Dieser stürzt sogleich mit Schwert und Schild hinaus, rennt
den ersten Gallier nieder, stürzt die andern die Mauer hinab, und
rettet so das Capitol. Seine Lhat wurde mit Recht höchlich gelobt;
Jeder schenkte ihm zum Lohn seine Lebensmittel auf Einen Tag, da-
mals, wo die Vorräthe schon sehr ausgingen, ein großes Geschenk;
auch gab ihm der Senat die Erlaubniß, sich oben ein Haus zu bauen,
was sonst niemandem gestattet wurde. Die nachlässige Schildwache
aber wurde vom Felsen gestürzt, eine Strafe, welche in Rom öfters
vollzogen wurde.
Die auf dem Capitol indessen einreißende Hungersnottz machte
die Römer, so wie eine Seuche unter den Galliern diese geneigt, sich
zu vergleichen. Die Gallier erboten sich abzuziehen, wenn man ihnen
1000 Pfund Goldes bezahlte. Der Senat nahm das an, und als
soviel eben nicht aufzutreiben war, gaben die Frauen willig ihr Ge-
schmeide dazu her. Als nun die römischen Abgesandten dem Brennus
auf dem römischen Markte das Gold zuwogen, entstand ein Streit
über die Richtigkeit des Gewichts, und als sich die Römer über das
falsche Gewicht der Gallier beschwerten, warf Brennus trotzig sein
Schwert noch zu dem Gewicht, und rief: „Wehe euch, ihr Besiegten!"
Aber in dem Augenblicke erschien Camill mitten Seinigen auf dem
Markte, trat an die Wage, und rief: „fort mit dem Golde! zurück
damit aufs Capitol! Die Römer erkauften ihre Freiheit mit Eisen,
nicht mit Golde. Heraus mit den Schwertern!" Brennus berief sich
auf den geschlossenen Vertrag, und wollte nun mit dem Golde zufrie-
den seyn; aber Camill erklärte jenen für ungültig, weil nur er als Dic-
tator einen solcben schließen dürfe. So kam es zum Gefecht. Die
Gallier wurde hinaus geschlagen, und erlitten in einiger Entfernung
eine solche Niederlage, daß fast keiner entkam. Brennus wurde ge-
fangen und hingerichtet, indem man ihm die Worte: „wehe den Be-
siegten!" höhnend zurief. Camill hielt nun einen herrlichen Triumph.
Dann ging es ans Bauen, und Rom stand bald wieder da, aber, da