1839 -
Leipzig
: Fleischer
- Autor: Nösselt, Friedrich
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Bürgerschule, Gelehrtenschule
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
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riethen sich, wie man ihn wohl durch Mord auf die Seite bringen
könnte. An die Spitze der Verschwörung stellten sich Brutus und
Cassius. Beide hatten in der Schlacht bei Pharsalos unter Pom-
pejus gefochten, waren aber nach derselben von Cäsar nicht nur be-
gnadigt, sondern selbst mit Wohlthaten überhäuft worden. Brutus
war überdieß Cäsars Pflegesohn, und von ihm immer recht innig ge-
liebt worden. Aber es war das Gemüth dieses jungen Römers so
von dem Gefühl für die sogenannte Freiheit eingenommen worden, daß
er alle Pflichten der Liebe und Dankbarkeit vergaß. Die Verschwörung
war bald reif, und der 15. März 44 wurde zur Ausführung bestimmt.
Wenn Cäsar an diesem Tage in den Senat käme, so sollte er unter
den Dolchen der Verschwornen fallen.
Uebrigens hatte Cäsar verschiedene Warnungen erhalten; er war
nur gar zu sicher. Er wußte wohl, daß seine Feinde geheime Ver-
sammlungen hielten; nur konnte er der Sache nicht recht, auf den
Grund kommen. Besonders traute er dem Cassius nicht. Er fragte
mehrmals seine Freunde: „was haltet ihr vom Cassius? mir gefällt
er wegen seiner Blässe nicht." Am Abende vor dem 15. März war
Cäsar bei einem Freunde zu Gaste. Während er einige Briefe unter-
schrieb, unterhielten sich die Andern über die beste Todesart. Plötzlich
hielt er mit Schreiben inne, und rief: „der unerwartetste Tod ist der
beste!" Und diesen Tod hat er gefunden.
Am Morgen des 15. März wollte er zu Hause bleiben; denn
er fühlte sich unwohl, und seine Frau hatte einen schweren Traum
gehabt, der sie sehr ängstigte; sie bat ihn daher, zu Hause zu bleiben.
Da trat einer der Verschwornen zu ihm ein, und redete ihm zu, doch
ja zu kommen; „der Senat ist schon versammelt, und will dir die
Königskrone antragen; was würde erdenken, wenn du nicht kämest?"
Cäsar ließ sich bereden, und ging. Unterwegs sah er einen Wahr-
sager, der ihn vor diesem Tage gewarnt hatte; diesem rief er zu:
„Run, siehst du? der 15. März ist da?" — „Wohl!" antwortete
ihm jener, „er ist aber noch nicht vorüber." — Als er auf den Markt
kam, drängte sich ein Grieche, den Cäsar kannte, eilig heran, und
überreichte ihm einen Brief, in welchem 2üe ganze Verschwörung aus
einander gesetzt war. „Cäsar, lies diesen Brief allein und geschwind,"
raunte er ihm zu: „er enthält sehr wichtige Dinge, die dich betreffen!"
Schon wollte er ihn lesen, da drängten die Verschwornen sich heran,
und beschäftigten ihn mit Reden so lange, bis er in die Rathsver-
sammlung trat. Sobald er sich gesetzt hatte, näherten sich ihm die
Verschwornen mit verborgenen Dolchen. Einer von ihnen, Tullius
Cimber, trat vor ihn hin, und bat ihn zum Scheine um die Zurück-
berusung seines Bruders, der aus Rom verbannt worden war. Da
Cäsar dies abschlug, drängten sich die Andern heran, als wenn sie