1839 -
Leipzig
: Fleischer
- Autor: Nösselt, Friedrich
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Bürgerschule, Gelehrtenschule
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
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Antonius dagegen heirathete die Kleopatra; sein guter Geist war von
ihm gewichen
Beide Triumviren zogen nun gegen einander. Bei Actium,
einer Stadt und einem Vorgebirge an der Westküste Griechenlands,
Italien schräg gegenüber, trafen sich die Landheere und Flotten im
Jahre 3t. Während jene unthätig einander gegenüber standen, griffen
die Schiffe sich an. Kleopatra hatte ihre Flotte mit der des Antonius
vereinigt. Das Glück schien sich schon auf seine Seite zu wenden,
als Kleopatra plötzlich, — niemand wußte warum? — mit ihren 60
Schiffen umkehrte, und mit vollen Segeln nach Aegypten zusteuerte.
Anfangs starrte ih5 Antonius nach; dann befahl er seinem Steuer-
mann, schnell zu wenden, und ihr nachzueilen. Er bat sie flehentlich,
ihn doch nur wenigstens mitzunehmen. Durch dies unbegreifliche Be-
tragen gab er seinen Vortheil auf. Zwar fochten seine Soldaten, die
seine baldige Rückkehr erwarteten, bis an den Abend; als aber der
Wind dann ihre Schiffe zerstreute, und sie den Antonius nicht zurück-
kehren sahen, ergaben sie sich dem Octavius. Dasselbe thaten die
Landsoldaten, nachdem sie 7 Tage vergebens auf Antonius gewartet
hatten, und so sah sich nun Octavius durch sein Glück und die Muth«
losigkeit seines Feindes zum Herrn des römischen Reichs erhoben.
Antonius floh indessen voll Verzweiflung nach Aegypten, und
schickte mit der Kleopatra Gesandte mit demüthigen Anträgen an
Octavius, der ihnen nicht antwortete, der Kleopatra aber heimlich
sagen ließ, er würde ihr gnädig seyn, wenn sie den Antonius ihm
ausliefern wollte. Das that sie zwar nicht; aber sie wurde täglich
kälter gegen ihn, und wäre seiner gern los gewesen. Erst im folgen-
den Jahre 30 rückte Octavius gegen Aegypten an. Antonius schickte
ihm die Aufforderung entgegen, sich mit ihm im Zweikampf zu messen;
aber jener hatte nicht Lust, sein Leben der Spitze des Schwertes an-
zuvertrauen, und ließ ihm antworten: „willst du so gern sterben, so
giebt es ja genug Mittel und Wege dazu." Noch einen Versuch wollte
Antonius machen; er ging seinem Feinde mit Flotte und Landheer
entgegen; aber beide gingen sogleich zum Octavius über, und dem
unglücklichen Verlassenen blieb nichts übrig als sich nach Alexandrien
zu flüchten. Er fragte nach der Kleopatra. „Sie," hieß es, „hat sich
den Tod gegeben, und ist schon ins Todtenhaus gebracht."^Diewahr-
heit aber war, daß sie sich in einen großen Bearäbnißthuw^oen"st'e
sich für diesen Fall bauen lassen, begeben hatte. Antonius war außer
sich. „Daß ich dich verloren habe," rief er schmerzlich aus, „betrübt
mich nicht; denn ich folge dir; aber daß mich eine Frau an Muth
übertroffen hat!" Mit diesen Worten stieß er sich das Schwert in
den Leib, und wand sich in seinem Blute, bis Kleopatra ihm sagen
ließ, sie lebe noch, und wünsche ihn zu sehen. Sterbend brachte man