1839 -
Leipzig
: Fleischer
- Autor: Nösselt, Friedrich
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Bürgerschule, Gelehrtenschule
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
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können. Aber ein neuer Krieg rief ihn wieder ins Feld. Desiderius
hatte zwei Töchter hinterlassen. Die eine war an den Herzog Ara-
gis von Benevent, einen Longobarden, vermählt, die andere an den
Herzog Tassilo von Baiern. Beide rachsüchtige Weiber beredeten
ihre Männer, sich von Karls Oberherrschaft loszumachen. Aragis that
es zuerst. Aber Karl erschien 786 so plötzlich in Unteritalien, daß
Aragis um Frieden bat, Unterwerfung gelobte, und Geißeln gab.
Schlimmer ging es Tassilo, dem Baiernherzog aus dem Hause
der Agilolsinger, einem stolzen, ungestümen Manne. Schon einmal
hatte ihm Karl seine unbesonnenen Reden und seine Anmaßung ver-
geben. Aber er wiederholte seine Widersetzlichkeit, und wurde auf
einen Reichstag nach Ingelheim bei Mainz geladen, wo er auch er-
schien. Man überführte ihn hier, daß er mehrmals treulos ge-
gen Karl gehandelt habe, und verurtheilte ihn zum Tode. Karl be-
gnadigte ihn, schickte ihn aber ins Kloster nach Fulda, und ließ Baiern
durch Grafen verwalten. Das geschah 788.
In demselben Jahre noch sielen die Avaren (von den Franken
Hunnen genannt) von Ungarn aus in das fränkische Gebiet ein; Tas-
silo hatte sie gerufen. Karl warf sie aber in mehreren Schlachten zu-
rück, und glaubte, ihnen fürs erste die Lust wieder zu kommen genom-
men zu haben.
Dann zog er im Jahr 789 gegen die Milzen, ein slavisches
Volk, welches in der jetzigen Mark Brandenburg wohnte; denn sie
hatten Streifereien in das fränkische Gebiet unternommen. Jetzt ver-
sprachen sie Ruhe, und Karl ging zurück.
Statt nun ruhen zu können, mußte er sich eiligst wieder gegen
die Avaren rüsten, die den Frieden gebrochen hatten. Dieser Krieg
dauerte mit einigen Unterbrechungen von 791 — 799. Karl drang
bis über die Donau und Raab vor, und züchtigte das wilde Volk
so, daß es endlich die Oberherrschaft der Franken anerkannte. Als
Karl bei Gelegenheit dieses Krieges sich längere Zeit in Baiern ver-
weilen mußte, faßte er den großartigen Plan, den erst in unfern Ta-
gen der König Ludwig von Baiern ausgeführt hat, die Donau und
den Rhein, also das schwarze Meer mit der Nordsee, in Verbin-
dung zu sitzen, indem er einen Kanal aus der Altmühl, die in die
Donau mündet, nach der Regnitz, die in den Main fließt, graben
lassen wollte.
Während des Krieges mit den Avaren hatte er wieder mehrere
Züge gegen einzelne Stämme der Sachsen zu thun, die einige seiner
Kriegshaufen erschlagen hatten. So viel machte dies unruhige Volk
dem sich so nach Frieden sehnenden Karl zu thun!
Indessen war Karls Freund, der Papst Hadrian, (795) gestor-
den. Karl war gerade in Paderborn, als päpstliche Gesandte eintra-