1839 -
Leipzig
: Fleischer
- Autor: Nösselt, Friedrich
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Bürgerschule, Gelehrtenschule
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
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zerrissen, und von Blut befleckt. Als die Jagd vorüber war, befahl
Karl, daß sie die Kleider vor dem Schlafengehen nicht ablegen sollten,
damit sie auf dem Leibe besser trockneten. So lästig ihnen das auch
war, so mußten sie doch dem Kaiser gehorchen. Sie trockneten sich
am Feuer, so gut es gehen wollte. Als sie aber am Abende die schö-
nen Pelze ablegten, wie sahen diese da aus! Sie waren so verdor-
den, daß sie nicht mehr gebraucht werden konnten. Und doch befahl
der Kaiser am andern Morgen, daß Jeder in demselben Anzuge wieder
bei ihm erscheinen sollte. Es war ein kläglicher Anblick, die schönen
Kleider so zugerichtet zu sehen. Karl lächelte, und ließ sich seinen
Schafpelz bringen. Er rieb ihn vor ihren Augen aus, und alsbald
hatte er dasselbe frische Ansehen wie gestern vor der Jagd. „Seht,
ihr Thoren!" ^sprach er, „wo giebt es wohl ein besseres Pelzwerk?
Und das kostet mir nur einen Gulden, während eure Pelze viele
Pfunde Silbers gekostet haben!" Alle schlugen beschämt die Au-
gen nieder; in einem ausländischen Pelze ist gewiß Keiner wieder
erschienen.
Es ist zu bewundern, mit welcher Genauigkeit der große Karl
bei seinen wichtigen Unternehmungen auch die kleineren Geschäfte ver-
waltete. Wenn er Frieden hatte, so bereiste er seine Landgüter, und
ließ sich die Rechnungen seiner Verwalter vorlegen. Wir haben noch
eine Anweisung übrig, welche er für diese Leute entworfen hat. Er
bestimmt darin genau, wie Butter, Käse, Honig und Wachs bereitet, wie
Wein gekeltert, Bier gebraut, wie viel Eyer verkauft, wie viele Gänse,
Enten und Hühner gehalten werden sollten, als wenn er ein gelernter
Landwirth wäre. Eine bestimmte Residenz hatte er nicht. Am liebsten
wohnte er in Aachen, Nimwegen und Ingelheim bei Mainz;
sonst war er bald hier, bald dort. Die warmen Bäder in Aachen,
die schon die alten Römer gekannt hatten, schätzte er sehr. Er erwei-
terte sie so, daß über hundert Menschen zugleich darin Raum hatten.
Auch baute er in Aachen ein Münster von gar großer Pracht, schmückte
es mit Gold und Silber, und die Gitter und Thüren waren von ge-
diegenem Erz. Die Säulen und Marmorstücke ließ er dazu aus Rom
und Ravenna kommen, und kostbares Kirchengeräth schaffte er in
Menge an").
In Speise und Trank, und besonders in letzterem, war Karl
sehr mäßig. Selten nur hielt er große Gastmahle. Speiste er mit
den Seinigen, so kamen nur vier Schüsseln, außer dem Braten, auf •)
•) Jetzt steht das Gebäude nicht mehr. Doch enthält die jetzige, auch sehr
alte Domkirche noch einige Säulen, die wahrscheinlich zu denen gehörten, welche
Karl aufrichten ließ.