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1. Theil 2 - S. 38

1839 - Leipzig : Fleischer
38 zerrissen, und von Blut befleckt. Als die Jagd vorüber war, befahl Karl, daß sie die Kleider vor dem Schlafengehen nicht ablegen sollten, damit sie auf dem Leibe besser trockneten. So lästig ihnen das auch war, so mußten sie doch dem Kaiser gehorchen. Sie trockneten sich am Feuer, so gut es gehen wollte. Als sie aber am Abende die schö- nen Pelze ablegten, wie sahen diese da aus! Sie waren so verdor- den, daß sie nicht mehr gebraucht werden konnten. Und doch befahl der Kaiser am andern Morgen, daß Jeder in demselben Anzuge wieder bei ihm erscheinen sollte. Es war ein kläglicher Anblick, die schönen Kleider so zugerichtet zu sehen. Karl lächelte, und ließ sich seinen Schafpelz bringen. Er rieb ihn vor ihren Augen aus, und alsbald hatte er dasselbe frische Ansehen wie gestern vor der Jagd. „Seht, ihr Thoren!" ^sprach er, „wo giebt es wohl ein besseres Pelzwerk? Und das kostet mir nur einen Gulden, während eure Pelze viele Pfunde Silbers gekostet haben!" Alle schlugen beschämt die Au- gen nieder; in einem ausländischen Pelze ist gewiß Keiner wieder erschienen. Es ist zu bewundern, mit welcher Genauigkeit der große Karl bei seinen wichtigen Unternehmungen auch die kleineren Geschäfte ver- waltete. Wenn er Frieden hatte, so bereiste er seine Landgüter, und ließ sich die Rechnungen seiner Verwalter vorlegen. Wir haben noch eine Anweisung übrig, welche er für diese Leute entworfen hat. Er bestimmt darin genau, wie Butter, Käse, Honig und Wachs bereitet, wie Wein gekeltert, Bier gebraut, wie viel Eyer verkauft, wie viele Gänse, Enten und Hühner gehalten werden sollten, als wenn er ein gelernter Landwirth wäre. Eine bestimmte Residenz hatte er nicht. Am liebsten wohnte er in Aachen, Nimwegen und Ingelheim bei Mainz; sonst war er bald hier, bald dort. Die warmen Bäder in Aachen, die schon die alten Römer gekannt hatten, schätzte er sehr. Er erwei- terte sie so, daß über hundert Menschen zugleich darin Raum hatten. Auch baute er in Aachen ein Münster von gar großer Pracht, schmückte es mit Gold und Silber, und die Gitter und Thüren waren von ge- diegenem Erz. Die Säulen und Marmorstücke ließ er dazu aus Rom und Ravenna kommen, und kostbares Kirchengeräth schaffte er in Menge an"). In Speise und Trank, und besonders in letzterem, war Karl sehr mäßig. Selten nur hielt er große Gastmahle. Speiste er mit den Seinigen, so kamen nur vier Schüsseln, außer dem Braten, auf •) •) Jetzt steht das Gebäude nicht mehr. Doch enthält die jetzige, auch sehr alte Domkirche noch einige Säulen, die wahrscheinlich zu denen gehörten, welche Karl aufrichten ließ.
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