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1. Theil 2 - S. 46

1839 - Leipzig : Fleischer
46 sah, daß er nur für Lothar gearbeitet habe, zu den Waffen, um den Kaiser mit Gewalt aus Lothars Händen zu befreien. Dieser brachte den Kaiser und dessen Sohn Karl nach dem Kloster St. Denys bei Paris, er selbst aber floh nach Vienne in Südfrankreich, als er erfuhr, daß von allen Seiten Heereshaufen zur Befreiung des Kai- sers herbeizögen. Dadurch wurde nun der Kaiser wieder sein eigener Herr; seine Freunde versammelten sich um ihn, und forderten ihn auf, sich die Krone wieder aufs Haupt zu setzen. Doch dies verwarf er, bis er sich mit der Kirche ausgesöhnt hatte. Die Bischöfe führten ihn daher in die Kirche von St. Denys, und zogen ihm die königlichen Kleider an. So abhängig war der schwache Mann von der Geistlich- keit! Pipin eilte nun zu ihm, und wurde sehr freundlich empfangen, erhielt auch Aquitanien zurück. Auch Lothar mußte sich endlich un- terwerfen, Gehorsam versprechen, und sich mit Italien begnügen, und nun verzieh der gute alte Kaiser allen Leuten, die etwas gegen ihn verbrochen hatten. So schön das auch an sich war, so machte er sich doch dadurch lächerlich, weil er nicht zur rechten Zeit zu strafen ver- stand. In Aachen, wo er mit Ludwig dem Deutschen, dem er für seinen Antheil an seiner Befreiung herzlich dankte, zusammentraf, hatte er auch die Freude, seine Jutta wiederzusinden, und nun schien end- lich der Friede und das Glück wieder bei ihm eingekehrt zu seyn. Man hätte glauben sollen, der Kaiser müßte endlich eingesehen haben, daß durch die Ländervertheilung nichts als Uneinigkeit entstände. Aber kaum fühlte er sich nur wieder etwas ruhig, so kam er auch schon — wohl auf Antrieb der schönen Jutta — mit einer neuen Ländertheilung zum Vorschein, damit sein Liebling Karl recht reichlich bedacht werden könnte. Er bestimmte diesem den ganzen nördlichen Theil des fränkischen Reichs bis an die untere Seine, also alles, was von der unteren Seine östlich lag. Daß die andern Brüder darüber unzufrieden waren, braucht nicht erst gesagt zu werden; am meisten wurde dabei Ludwig der Deutsche beeinträchtigt, dem dadurch ein Theil seiner deutschen Völker entrissen wurde. Es wäre gleich zum Kriege gekommen, wenn nicht Pipin gerade zu rechter Zeit gestorben wäre. Nun hätte der Kaiser sein Land Karln geben können, und der Streit wäre ausgeglichen gewesen. Aber der alte Mann sollte nun einmal nichts als unkluge Maßregeln ergreifen; kurz er ließ sich von Jutta bereden, seinen Sohn Ludwig bloß auf Baiern zu be- schränken, das ganze übrige Land aber unter Lothar und Karl den Kahlen zu theilen, und zwar so, daß die Grenzlinie über die Seeal- pen, den Genfer-See, den Jura und längs der Maaß bis zur Nord- see hinlief. Was von dieser Linie östlich lag, Baiern ausgenommen, erhielt Lothar, das westliche Land aber Karl der Kahle. Dadurch wurden die beiden Söhne Pipins von der Nachfolge ausgeschlossen.
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