1839 -
Leipzig
: Fleischer
- Autor: Nösselt, Friedrich
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Bürgerschule, Gelehrtenschule
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
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Liebe und Sorge; denn sie sind dir von Gott übergeben. Beleidige
niemand; denn erst nach verübter Rache pflegen sich die Menschen
wieder zu versöhnen. Hasse niemand; denn Men steht der gleiche
Tod bevor. Hast du gegen Gott gefehlt, so sey reuig; er ist
barmherzig."
Richard hatte, ehe er England wiedersah, noch viel Ungemach
auszustehen; der Fluch seines Vaters ruhte nicht. Ein Sturm trieb
ihn ins adriatische Meer, und als er in .der Nähe der deutschen Küste
war, litt er Schiffbruch. Es blieb ihm nichts anderes übrig, als
durch Deutschland zu reisen; da er aber zuerst durch Oestreich gehen
mußte, und hier sein Feind, Herzog Leopold, wohnte, so lag ihm alles
daran, unerkannt zu bleiben. Deshalb zog er ein Pilgerkleid an, und
hoffte, daß man ihn nicht entdecken würde. Aber in Wien war er
so unvorsichrig, mehr Aufwand zu machen, als man von einem armen
Pilger erwarten konnte. Man wurde aufmerksam aus ihn, und —
erkannte ihn. Leopold ließ ihn gleick se st n e b m e n / u n o' ba der deutsche
Kaiser, Heinrich 6., ein Sohn Friedrichs 1., den Richard auch als
seinen Feind ansah, so gab er dem Herzog eine Geldsumme für den
Gefangenen, und nahm ihn in eigene feste Verwahrungt^^
Was Richard bei seinem ungeduldigen und heftigen Character
in dem Gefängnisse empfand, läßt sich denken, besonders da er erfuhr,
daß sein schändlicher Bruder Johann sein Unglück benutzte, die Krone
von England an sich zu reißen, und deshalb mit Philipp August ein
Bündniß geschlossen hatte, dem er dafür den östlichen Theil der Nor-
mandie überlassen wollte. Ein Glück war es für Richard, daß die
getreuen Engländer den Johann durchaus nicht annehmen wollten,
und auch Philipp August sich nicht so schnell, als er gedacht hatte,
der Normandie bemächtigen konnte. Wer weiß, ob Kaiser Heinrich
jemals Richard wieder losgegeben hätte, wenn nicht der Papst dazwi-
schen getreten wäre. Dieser drohte mit dem Banne, wenn er ihn nicht
losließe. Heinrich ließ sich ein Lösegeld von fast 2 Millionen Thaler
bezahlen, und Richard reiste nun nach einer Gefangenschaft von länger
als einem Jahre eilig nach England zurück. Keiner erschrak mehr als
Johann. Die erste Nachricht bekam er durch den König von Frank-
reich, der ihm nur die wenigen Worte schrieb: „nehmt euch in Acht;
der Teufel ist wieder los." Es blieb ihm nichts anderes übrig, als
seinen Bruder um Verzeihung zu bitten, und sich seiner Großmuth zu
überlassen. Er siel ihm zu Füßen, und erhielt Vergebung. „Ich
vergebe dir," sprach Richard, „und hoffe, daß ich deine Beleidigung
eben so bald vergessen werde, als du meine Gnade."
Mit Frankreich mußte Richard einen Krieg führen, dessen Ende
er nicht erlebte. Er wurde bei der Belagerung eines festen Schlosses
Nöfs. Wcltgesch. Ii. Th. U