Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Theil 2 - S. 198

1839 - Leipzig : Fleischer
198 viele Ritter nicht auf, von ihren Raubschlössern aus die Ruhe des Landes zu stören. Einer der ärgsten war Graf Eberbard von Würtemberg, der den Wahlspruch hatte: Gottes Freund, aller Welt Feind! Er konnte nicht vergessen, daß Rudolph sonst seines Gleichen gewesen war, und wollte ihm nicht gehorchen. Aber Rudolph wußte sich Gehorsam zu verschaffen. Er belagerte Stuttgart so lange, bis Eberhard Ruhe zu halten versprach. Außerdem zerstörte der Kai- ser eine Menge von Raubschlössern; in -"'nem Monate einmal 66. Die Uebetthäter ließ er nach Erfurt bringen. Hier wurden die Edelleute ^ enthauptet, die Knechte aber aufgehenkt. Das machte Eindruck *). °) Von seiner Klugheit erzählt man folgendes Beispiel. Als er einst in Er- furt war, trat ein Kaufmann aus Lübeck vor ihn, und klagte gegen einen Gastwirth von Erfurt, dem er einen Beutel mit Gold zur Verwahrung gegeben habe, und der nun die ganze Sache ableugne. Rudolph ließ den Beklagten holen, befragte ihn, und erhielt die Versicherung, daß er von keinem Beutel wisie, und der Kauf- mann ein Lügner sey. Allein den Kaiser täuschte er nicht; der durchschaute den ganzen Betrug. Wie von ungefähr sagte er während des Gesprächs zum Gast- wirthe: „sich! du hast ja an deinem Gürtel einen köstlichen Beutel hängen! Laß doch einmal sehen!" Sogleich nahm ihn der Gastwirth ab, überreichte ihn dem Kaiser, und bat diesen, ihn doch als Geschenk anzunehmen. Rudolph hatte nur etwas von dem Manne in Händen haben wollen. Er nahm einen Vorwand hin« auszugehen, und sandte einen Diener zur Frau des Wirthö: dieser ließe ihr sagen, sie solle ihm einmal den bewußten Beutel mit dem Golde schicken; zum Zeichen, daß die Botschaft von ihm selbst käme, schicke er hier seine Tasche mit. Die Frau gehorchte sogleich. Sobald der Kaiser den Beutel hatte, befragte er den Beklagten noch einmal. Dieser blieb aber bei seiner Aussage. Jetzt holte Rudolph den Beutel vor, und rief: „Kennst du diesen Beutel?" Der Bösewicht verblich, fiel auf seine Knie nieder, und bat um Gnade, wurde aber sofort mit Recht zum Galgen abgeführt. Ergötzlicher ist der Vorfall, der sich mit Rudolph in Mainz zutrug. Es war kaltes Wetter, und da er auf der Straße fror, so trat er in das Haus eines. Bäckers, um sich am Backofen zu wärmen. Die Frau des Bäckers wußte nicht, daß er der Kaiser scy; denn er war kein Freund von Staat und Putz, und trug selbst bei Feierlichkeiten nur einen grauen Mantel von grober Wolle. Auch jetzt hatte er ein gewöhnliches Wamniö an, und die .Frau hielt ihn für einen gemeinen Reiter aus dem Gefolge des Kaisers. Da sie nun auch von der Ein- quartierung zu leiden hatte, so machte sie ihrem Herzen Luft, und schimpfte tüchtig auf den Bettelkaiser, der mit seinen Leuten den Bürgern so zur Last falle. Ru- dolph lächelte; die Frau aber wurde nur noch zorniger, und da sie gerade diekoh- lengluth ausgießen wollte, so goß sie eine ganze Kanne über den vermeintlichen Kriegsknecht. Der Kaiser blieb gelassen, und ging triefend nach Hause. Aber zu Mittage schickte er einen Bedienten in kaiserlicher Liverei mit mehreren Schüsseln zu der Frau; das schicke ihr, ließ er ihr sagen, der Reitersmann, den sie so be- gossen habe. Himmel! wie erschrak die Frau, da sie hörte, was sie angerichtet habe. Aber sie erstarrte fast vor Angst, als ihr zugleich angedeutet wurde, sie sollte sogleich vor dem Kaiser erscheinen. Daß sie sterben müsse, schien ihr gewiß; sie nahm Abschied von Mann und Kindern, und ging zitternd. Als sie zum Kaiser eintrat, sah dieser sie freundlich an, und sprach: „ich danke euch, daß ihr heute so
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer